Deutsche Angestellten-Gewerkschaft
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Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
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Ich bin da irgendwie, gut, ich war der DAG-Mann unter lauter DGB-Leuten, des war schon etwas kritisch, und der, der Vorsitzende dieses Kreises, der hat mich immer: Neuenhöfer. Entschuldigen Sie, ich heiße Neuenhofer, ja, weil in Köln gibt´s nen Neuenhöfer nich, und dann irgendwann sacht er zu mir, dann nahm er mich auf die Seite, ich bin das langsam Leid, dass ich immer korrigiert werde, ich nenn Sie jetzt Sir Alart. Ich sach, das geht überhaupt nicht, das is das Allerschlimmste, was sie hier tun können, ich krieg mit den DGB-Leuten, des ist nicht immer ganz einfach, dass wir einer Meinung sind, aber dann ist es total aus. Von mir aus nennen Se mich mit dem Vornamen, das finden die dann zwar auch komisch, die meinen dann, Sie hätten mich eingekauft, aber det müssen Sie wissen, aber da in dem Berufsausbildungsausschuss, und jetzt komm´ich auf ein Thema, des hat mich immer wieder verfolgt, dass ich die Arbeitgeber angegangen hab´ und hab´ gesagt, tut mir den Gefallen und stellt Ausländer ein. Ach, die können kein Deutsch, ich sach, wenn die bei Ihnen im Betrieb sind und rechts und links und oben und unten kann keiner mehr deren Heimatsprache, dann lernen die das, das war bei mir doch auch so, wie ich in England und in Frankreich war, in Belgien war, wenn ich rechts und links keinen mehr hatte, der Deutsch konnte, dann lernte ich die Sprache, dann lernte ich auch die Fachausdrücke. Ja, warum sind Se so sehr dafür? Ich sach, weil die ganz andere Lösungsmethoden als wir haben. Wir Germanen meine ja, wir hätten die alleinseligmachende Gnade, und Sie werden sich wundern, wie andere Leute Probleme lösen, und wenn Sie das nicht tun, dann verpassen Sie was, Ihnen entgeht ein Profit. Ich hatt´ die versucht, beim Profitdenken zu packen und zu sagen, so, wenn ihr Ausländer einstellt, habt ihr zwar ´n halbes Jahr, dreiviertel Jahr Sprachprobleme, aber des zahlt sich dreimal aus. Aber... ob, wieviel Erfolg, weiß ich nicht.
In den Ausschüssen war ich immer, ob des bei der IHK war oder beim Arbeitsamt, war ich in der Minderheit, aber ich hab, irgendwie hat mir des ja auch, des war manchmal ärgerlich, aber ich hab eigentlich immer Spaß gehabt so an kleinen Käbbeleien so und wenn ich dann auch, die reizen mich ja, meine Meinung, meine Philosophie kundzugeben, die hätt´ ich ja so schnell gar nicht kundgeben können, und in der Art und Weise, wie man mich Anno fünfundneunzisch verabschiedet hat, denk ich schon, dass man mich verstanden hat. Der Kontakt war gar nicht so übel, es gab so ´n paar ganz blöde Erlebnisse, wo man dann, die gehören dazu, wo man sich furchtbar gekäbbelt hat. Bei der Commerzbank, das war die einzige Bank in Düsseld-, in Köln hatten wir nicht die Mehrheit, die war bei HBV, und der Betriebsratsvorsitzende der HBV bei der Commerzbank in Köln, der war auch noch der Vorsitzende des, der Tarifkommission HBV und wir gerieten in eine Streiksituation. Und morgens, und ich hatte abgesprochen mit dem HBV-Kollegen, so, wenn irgendwo hier gestreikt wird in Köln, stimmen wir uns ab, dann holen wir uns beide Leute, ob HBV oder DAG, gemeinsam auf die Straße vor die Tür, und dann kommt morgens mein Kollege aus Bonn ins Büro und sacht, du bei der Commerzbank wird gestreikt. Ich sach, verdammt nochmal, das Ferkelchen hat nicht angerufen. Ja, aber da stehn die Schilder und die Leute stehn auf der Straße. Sacht der, würdest du mich denn dahin schicken jetzt? Ich sach, du, ich kann nich mitgehen, ich hab Betriebsversammlung zugesacht. Ja, die Mädchen hier ausm Büro. Ich sach, von mir aus geh´dahin, ach, hoffentlich geht alles gut, aber eine muss hier bleiben, die muss das Telefon bedienen, also wir können nicht das Telefon abschalten. Und dann kam er dahin und da war die HBV mit ihren Leuten ins Café gegangen, damit die nicht schon wieder in den Betrieb gingen. Und die DAG stand allein da, mit dicken DAG-Schildern, meine Bürobesatzung mit dem Sekretär, und das Fernsehn kam vorbei, und am Abend ging die Meldung durch den, über ARD oder ZDF, ich weiß nich mehr, es wird gestreikt und in Köln is ein Streik und die ganzen HBV-Leute bundesweit guckten natürlich nach ihrem Verhandlungsführer und der war nicht da und die DAG stand vor der Tür. Das gab hinterher einen Aufstand in Köln, also da warn die so was von sauer auf mich. Ich sach, Freunde, so is es passiert, es war keine Absicht, hättet ihr, wie wir abgesprochen hatten - ja, wir ham ja die Mehrheit in dem Haus, da brauche ich nich - ich sach, hör mal, alle andern sind, ham wir die Mehrheit, dann stimm ich mich mit dir auch nimmer ab. Des warn so, Gott, Dummheiten, ne. Es kam ja auch, die Dummheiten, die wir uns gegenseitig angetan haben, die kamen eigentlich durch den Druck, Mitglieder zu gewinnen, ne? Von den oberen Hierarchien, ne, die, die ja uns jedes Jahr gemessen haben, wie viel habta verloren, wie viel habta gewonnen, und um die zu gewinnen, musste man ab und zu gegen die Konkurrenz etwas tun, was eigentlich der Gewerkschaft nicht gut tat, ne?
Ja, aber ich muss dir ganz ehrlich sagen, die elf Jahre Köln, und des ist nen toller Abschweif jetzt, die möchte ich nicht missen. Weil die Art und Weise, wie die Kölner Probleme angehn, ist schon toll. Ist einfach toll. Ich konnte doch, wenn irgendwie Abmahnungen kamen oder wat, mit der Abmahnung zu demjenigen Menschen hingehen und sagen, hörn Se mal, die hab ich nie erhalten, die lassen Sie jetzt im Papierkorb verschwinden und dann überlegen wir uns, wie wir dem Kollegen das Leben retten können. Ich kann verstehn, dass Sie die Abmahnung verfasst haben, aber dem Mann ist damit nicht geholfen, und ich hab in Köln in der Richtung nie ne Ohrfeige gekriegt, obwohl die wenigsten ja Ur-Kölner sind, ne? Aber irgendwas muss da in der Luft liegen, dass so was regelbar is. Ich glaub, weil in Köln irgendwie nichts versteckt bleibt, irgendwann kommtet raus. Es gibt ein ganz dolles Erlebnis auch einer Art Mitbestimmung. Ich war noch in Düsseldorf tätich, zuständig für Sparkassen, der Personalratsvorsitzende der Stadtsparkasse Köln ruft mich und sacht, hör mal, der Vorstand will hier den Tarifvertrag nich umsetzen. Und zwar war für Gebietssachbearbeiter eine Erhöhung durchgekommen, sonst nix, und wir müssen dem Vorstand das beibringen. Und dann kam ich dahin und uns gegenüber saß dann Personalratsvorsitzende der Abteilung, quatsch der Personalvorstand, und dann sacht der immer so zu dem Herrn Personalratsvorsitzenden, hörn Se mal, für den Mayer hätt ich ne Kölsche Lösung, des machen ma so und so. Ich sach, juristisch kritisch, aber wenn der Personalratsvorsitzende ja sacht, werde ich nen Teufel tun, dagegen anzugehn. Ich kam nach Hause nach Düsseldorf, hab den Personalratsvorsitzenden angerufen, ich sach, sagen Se mal, wat war dat immer mit der Kölschen Lösung? Ja, eigentlich hätte der Abteilungsleiter ja noch mithören müssen, aber des machen ma nit. Wir ham wat entschieden und der sacht jetzt hinterher, da war der Klüngel am Werk, aber dat Problem ham wa gelöst, ne? Im Prinzip is ja im Öffentlichen Dienst ab, wenn der Tarifvertrach gilt, und wenn ich heute Mittag um zwölf Uhr die Arbeit wechsle in ne neue Gruppe, dann hab ich die ab zwölf Uhr zu kriegen, mindestens ab nächsten Tach um zwölf Uhr morgens, Mitternacht. Da wurden so Überbrückungs-, zwei Monate noch so und dann ab dritten Monat ist er ganz drin, solche Zwischendinge wurden da gefunden. Gut, wenn der Personalrat das mitmacht, werd ich nen Teufel tun, da die Revolution ausrufen, ne? Das ist auch ne Art Mitbestimmung, wie man am, ja, am Gesetz vorbei, ne, ne Lösung gefunden hat, mit der alle leben können.
Alart Neuenhofer wurde am 12. August 1930 in Mannheim geboren, wo sein Vater als Ingenieur arbeitete. Die Schule beendete er 1949 mit dem Abitur. Danach ging er für seine Ausbildung zum Textilkaufmann und -ingenieur nach Mönchengladbach, Aachen, Frankreich und England. Nach der Ausbildung arbeitete er in der Geschäftsführung einer Weberei. 1956 trat er in die CDU ein, gewerkschaftlich organisierte er sich nicht.
Nach der Liquidation des Betriebs 1976 wurde Neuenhofer Mitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und Sekretär der DAG-Landesgeschäftsstelle Nordrhein-Westfalen. Von 1980 bis 1995 war er Geschäftsführer des DAG-Bezirks Köln.