Anke Fuchs

IG Metall
IG Metall
Video 1 – 2:32
Streiki
Betriebsrati
Wilder Streiki
Arbeitgeberi
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Tarifverhandlungi
Video 3 – 1:26
Betriebsrati
Angestelltei
Arbeiter_ini
Arbeitsverhältnisi
Mitgliederwerbungi
... ich war natürlich auch in der Bezirksleitung beim DGB in Hamburg und nachher bei der IG Metall schon gewöhnungsbedürftig und ich war ja bis dahin in betriebliche Arbeit noch nicht eingebunden. Ich hatte studiert und insofern war ich Akademikerin und ich erinnere mich, dass es auf der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel einen wilden Streik gab. Die Leute streikten, obwohl es rechtlich nicht gestattet war. Und da wurde ich als Bezirkssekretärin, die ich war, zur Howaldtswerke-Deutsche Werft beordert und ich hatte diesen Streik irgendwie zu beenden, denn ich musste den Leuten sagen, sie müssten an die Arbeit zurück. Ich erinnere, dass ich dann durch ein Spalier von kräftigen Werftarbeitern ging, mich der Betriebsratsvorsitzende in Empfang nahm und mich sehr kritisch anguckte, und ich bin erst mal mit ihm zu einem Gespräch, einem Vier-Augen-Gespräch gegangen, dann zu einer größeren Gruppe. Ich weiß nicht mehr, wie wir es beendet haben, aber am Schluss sind die Leute wieder zur Arbeit gegangen. Da war ich sehr stolz, hab natürlich auch sehr viel Respekt vor den Arbeitgebern mir eingehandelt. Wie ich das gemacht hab, weiß ich nicht mehr, ich wusste nur, ohne Ergebnis kannst du nicht nach Hause gehen. So etwas ist mir dann manchmal wieder passiert und wenn ich zurückdenke an meine Gewerkschaftszeit über Tarifpolitik und Tarifverhandlungen, dann hab ich dort ein Handwerkszeug gelernt, was mich mein ganzes Leben davor bewahrt hat, was Falsches zu machen, oder andersrum ausgedrückt, ich habe sehr viel Handwerkszeug gelernt, nämlich in der Tarifkommission 'ne Mehrheit zu kriegen für einen Abschluss, der ausgehandelt war. Da mussten Sie Äpfel mit Birnen vergleichen, ist völlig egal, wie Sie das hinkriegten, aber Sie durften ohne Tarifabschluss, ohne Mehrheit in der Tarifkommission nicht nach Hause gehen und das hab ich in der Politik nachher sehr schön brauchen können, wenn es Koalitionsverhandlungen gab als ... in der Zeit, in der ich Staatssekretärin oder Ministerin war, solange auszuharren, bis es ein Ergebnis gab. Und manchmal fragen ja die Leute, warum müssen die nachts da sitzen. Es ist so, dass von einem gewissen Zeitpunkt an ein Einigungsdruck kommt und wer fit ist und noch genau formulieren kann und Unterschriften leisten kann, gewinnt nachher die letzte Phase und die ist mit die Wichtigste.
Also die Gewerkschaften dachten natürlich, die Macht liegt bei ihnen, und Vorstandsmitglied der IG Metall zu sein, ist so von Bedeutung, dass man was anderes auch aus machtpolitischen Gründen gar nicht anstreben kann. Meine Erfahrung ist 'ne andere. Ich musste, als ich dann Staatssekretärin wurde, erst mal lernen, andere von meiner Meinung zu überzeugen. Bei der IG Metall gab’s 'n Beschluss und dann ging ich in die Organisation und dann redeten wir alle über dasselbe und wir waren dann im Endeffekt auch einer Meinung, weil wir ja die Mehrheitsentscheidung hatten. Wenn ich … als ich nach Bonn kam, gab’s eine ... eine Koalitionsregierung und ich musste die FDP überzeugen von Dingen, die ich richtig fand. Wenn ich das aber hingekriegt hatte, und das ist bei mir bei manchen Dingen gelungen, dann hatte ich natürlich für die Gesellschaft was getan und nicht nur für die IG-Metall-Mitglieder. Das war schon ein Stück mehr Macht.
Es war immer schwierig Mitglieder zu gewinnen und es war immer eine große, wichtige Aufgabe darauf zu achten, dass der Mitgliederstand sich verbessert. Es war immer schwierig, Angestellte zu gewinnen und weil es weniger Arbeiter und mehr Angestellte gibt, gibt’s auch weniger Mitglieder, und es war immer schwierig die Frauen zu gewinnen, weil die Männer meistens sagten, du musst nicht in die Gewerkschaft. Das ist heute etwas anders, und ich glaube, heute müsste man bei den Frauen mit konkreten betriebsinternen Vorschlägen kommen, die ihnen die Sicherheit für ihren Arbeitsplatz gibt. Also nicht vagabundierende Teilzeitfrauen, sondern ordentliche Arbeitsverhältnisse, die müsste man fordern und dann mit den Frauen zusammen durchsetzen, und dann muss man sehen, dass man in den Betriebsräten Leute hat, die die auf… die diese … die die Forderungen aufnehmen. Also ich glaube, dass tüchtige Betriebsräte, Betriebsrätinnen, die es immer gegeben hat, in den Betrieben auch was tun können. Ich hab in meiner Zeit auch als Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung viele ausländische Arbeitnehmerinnen kennen gelernt, die sehr tapfer und sehr mutig und sehr kämpferisch in ihren Ländern und Betrieben für die Frauenarbeit was gemacht haben. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, Frauen, engagiert euch.
Herunterladen Drucken

Anke Fuchs kam am 5. Juli 1937 in Hamburg als Tochter von Paul Nevermann, dem späteren Ersten Bürgermeister der Hansestadt, zur Welt. Noch während ihrer Gymnasialzeit trat sie den Falken, der Jugendorganisation der SPD, bei und wurde kurz vor ihrem Abitur 1956 SPD-Mitglied. 1964 beendete sie ihr Studium und Referendariat der Rechtswissenschaften.

Noch im selben Jahr wurde Fuchs im DGB-Landesbezirk Nordmark Referentin für Arbeitsrecht und Sozialpolitik. 1968 wechselte sie als Bezirkssekretärin zur IG Metall, wo sie 1971 in den Geschäftsführenden Vorstand gewählt wurde.

1977 ernannte Bundesarbeitsminister Herbert Ehrenberg (SPD) Fuchs zur zweiten beamteten Staatssekretärin, als welche sie für die Bereiche Renten- und Krankenversicherung, Gesundheitswesen, Kriegsopfer und Rehabilitation verantwortlich war. Im Oktober 1978 wurden ihr zudem die Bereiche Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosenversicherung zugeordnet, womit sie die politisch wichtigsten Abteilungen des Ministeriums unter sich vereinte.

Seit 1979 gehörte Fuchs dem SPD-Parteivorstand an. Bei der Bundestagswahl 1980 zog sie als Direktkandidatin in den Bundestag ein und war bis zur Regierungsumbildung im April 1982 parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium. Dann übernahm sie bis zum Regierungswechsel im Oktober das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit.

Zwischen 1987 und 1991 war Fuchs Bundesgeschäftsführerin der SPD. 1993 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. Nach dem Regierungswechsel 1998 übernahm Fuchs unter der Regierung Gerhard Schröders das Amt der Bundestagsvizepräsidentin und schied nach Ablauf der Legislaturperiode 2002 aus dem Bundestag aus.

Zwischen 1995 und 2007 war Fuchs Präsidentin des Deutschen Mieterbundes und übernahm 2003 zudem den Vorsitz der Friedrich-Ebert-Stiftung, den sie 2010 an Peter Struck abgab.

Herunterladen Drucken