Bruno Köbele

IG Bauen-Agrar-Umwelt
IG Bauen-Agrar-Umwelt
Video 2 – 5:52
Mindestlohni
Arbeitgeberi
Arbeitslosigkeiti
Video 3 – 2:00
Arbeitsschutzi
Es ging darum, dass wir versucht haben, in den – Anfang der, ja, 80er Jahre, von 1980 bis 85 oder auch bis 1990, natürlich dann noch weiter mit meinem Nachfolger, wir haben versucht, in Europa folgende Regelung festzulegen. Wenn jemand entsandt wird, kriegt er den Lohn, der da bezahlt wird, wo er hin entsandt wird, außer sein Lohn, den er mitbringt, ist höher wie dort, wo er entsandt wird. Das würde bedeuten, wenn jemand jetzt von Portugal nach Deutschland kommt, hat er automatisch den Anspruch auf den Tariflohn, der im Baugewerbe jetzt, ich rede jetzt nur mal vom Baugewerbe, der im Baugewerbe zuständig ist. Wenn 'n Deutscher nach Portugal geht, verliert er nicht sein Einkommen, sondern – also mit seiner Firma, ne – sondern er kriegt in Portugal den Lohn, den er auch in Deutschland kriegen würde. Das wollten wir in Europa festschreiben, das war formuliert und das ist unter der Regentschaft von Kohl und Thatcher ist das an den beiden Ländern Deutschland und England gescheitert diese Regelung. Dann haben wir im Baugewerbe versucht, das selbstständig durchzudrücken (Pause), zum Beispiel ist so der Mindestlohn entstanden in der Bauwirtschaft, aber es passiert folgendes: Es kommen Großfirmen, ich will jetzt keinen Namen nennen, weil das ist bei allen Großfirmen, Großfirma macht ... nimmt den Bauauftrag, machten aber selber nichts, sondern sucht sich sogenannte Sug... Subunternehmer. Das können deutsche Firmen sein, können aber auch in Europa polnische Firmen sein zwischenzeitlich, rumänische, ungarische und die kommen mit ihrer Mannschaft hierher und bezahlen die natürlich nach dem Motto, also, ich will mal ein Beispiel sagen, was alles erlebt wurde. Bei der Kontrolle hieß es, ja, die kriegen ihr Geld zuhause in der und der Höhe. Sie haben hier Kost und Logis, das wird hier berech... das wird berechnet. Das ist die eine Möglichkeit, die nicht gestimmt hat. Zweite Möglichkeit: die Leute haben zwar den angeblichen Mindestlohn gekriegt, aber sie haben nicht 8 Stunden gearbeitet, sondern 14 Stunden gearbeitet für dasselbe Geld. Damit wurde der Mindestlohn natürlich unterschritten. Und diese kriminellen Handlungen, sind ja nix anderes wie kriminelle Handlungen, sind nach wie vor im Baugewerbe vorhanden. Damit kämpft, ja, das ist ja dem Zoll überlassen, der Zoll kontrolliert das, den Mindestlohn und die Beschäftigung am Bau, was man immer mal wieder sieht an Großbaustellen. Das ist nach wie vor 'n Problem, was im Baugewerbe nicht gelöst werden kann, weil es immer noch auch Länder gibt, auch die Bundesrepublik Deutschland, nicht festschreiben will diese Entsendungsrichtlinien, die ... die notwendig sind, die wir in Europa nicht geschafft haben, die aber hier ja eigentlich gelten müssten, indem zum Beispiel kein Auftrag vergeben wird, wenn der Arbeitgeber nicht nachweist, dass er den Tariflohn bezahlt. Das gibt so 'n paar Bundesländer, die das zwischenzeitlich eingeführt haben, ihre öffentlichen, also die öffentlichen Ausgaben, über mehr kann das Land selbst nicht verfügen. Diese öffentlichen Ausgaben sind in einigen Ländern so bestimmt, dass sie nur vergeben werden können und dürfen, wenn der Unternehmer nachweist, dass er den Stund…, dass er den Tariflohn bezahlt. Da gibt’s aber auch wieder Hinderungsgründe, nämlich dass die Großfirma sagt, ja, das machen wir. Wir garantieren Tariflohn. Aber dadurch, dass sie den Subunternehmer weitergeben, die Verantwortung abschieben, und unser Vorschlag war vor Jahren, dass der Groß… dass der vergebende Betrieb, also der, der den Bauauftrag kriegt, haftet für den Lohn bis unten hin, also auch bei dem Subunternehmer. Und das scheitert heute noch und deswegen ist diese Illegalität immer noch im Baugewerbe vorhanden. Darunter leiden meine Nachfolger natürlich gewaltig. Ich hoffe, dass es jetzt 'n bissl anders wird, weil langsam wird die Arbeitskraft am Bau mehr gefragt wieder. Wir haben, als ich 1975 aus... Anfang 76, 1976 aus dem Baugewerbe ausgeschieden bin, meiner hauptamtlichen Tätigkeit, hatten wir im Baugewerbe 1,5 Millionen Beschäftigte – bundesweit, also Ost und West zusammen. Heute sind es noch grade mal 600.000. Die haben innerhalb, meine Nachfolger haben innerhalb ganz kurzer Zeit über 500.000 Arbeitsplätze verloren. Da hat kein Mensch danach gekräht. Wenn irgendwo 'n Großbetrieb 10.000 Leute entlässt, ist das 'ne Schlagzeile wert. Im Baugewerbe sind über 500.000 Menschen innerhalb von ein, zwei Jahren arbeitslos geworden. Da hat kein Mensch danach gekräht wegen dieser Kleinstruktur. Die sind jeweils aus den einzelnen Bereichen entlassen worden. Da waren's immer wenige, aber zusammengenommen war das 'ne Menge.
Also, das ist schon so, das war ... die Baugewerkschaft war die Gewerkschaft der Männer, von wenigem Büropersonal abgesehen. Das hat sich gewaltig verändert. Erstens einmal, Beispiel Maler. Es gibt wahnsinnig viele Frauen im Malergewerbe. Es gibt im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk sehr, sehr viele Frauen, nicht wahnsinnig, sehr, sehr viele Frauen und die Gewerkschaft Bau hat, das war meine letzte Tätigkeit, sich zusammengeschlossen mit der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft. Und durch diesen Zusammenschluss sind natürlich Elemente hinzugekommen, Gärtnereien beispielsweise, in der sehr, sehr viele Frauen beschäftigt sind. Die ... die Sicht, dass man bestimmte Arbeiten nur von Männern machen kann im Bau, die hat sich auch verändert. Es gab Zeiten, da war ... war's verboten, dass Frauen einen Bauberuf ausgeübt haben. Das war noch in meiner Zeit, also das wurde 1980 ungefähr erst wurde das abgeschafft. Es gab sogenannte Arbeitsschutzbereiche, die, wenn man die eingehalten hat, konnte 'ne Frau die Arbeit nicht machen. Das ist aufgehoben und es gibt zwischenzeitlich, nicht unbedingt nur Maurer, das ist ... aber es gibt zwischenzeitlich in Führungskräften sehr viele Frauen. Als meine Frau Bauingenieur wurde, sie ist im zweiten Bildungsweg hat sie sich zum Baustatiker ausgebildet, also Bauingenieur im Statikbereich, da war sie noch Exotin. Aber wenn man heute in die Universität, in die Hochschulen geht, also bei ... in dem Ingenieurbereich nehmen die Frauen immer einen breiteren Platz ein und das ist ja auch ein Teil, was in die Bauwirtschaft geht. Also das hat sich wesentlich verändert. Die Baugewerkschaft ist nicht mehr nur 'ne Männergewerkschaft.
Ich wurde aus der Volksschule entlassen mit einem durchschnittlichen Zeugnis, also das war nicht umwerfend, aber es war auch nicht schlecht, ich war so unter den ersten zehn. Dazu muss ich sagen, ersten zehn, die Schulklassen bei uns waren damals 40 bis 50 Schüler in einer Klasse. Und die Berufswahl, die fand folgendermaßen statt: Das war die Aula, da wurden die verschiedenen großen Klassen eingesetzt. Das waren etwa 150 Mädchen und Jungs, die übrigens getrennt geschult wurden damals, in der zweiten ... im ersten Stock waren die Jungs, im zweiten Stock waren die Mädchen. Das war noch nicht von wegen gemeinsam Schule. Das war noch geschlechtergetrennt. Die – dann wurde oben gefragt. Jeder sagt mal, was er gern werden will und jeder oder jede. So, und dann ging das herunter und ich hatte ausgehend von Erlebnissen, die ich mal bei einem Fliegerangriff erlebt hatt, scheinbar 'n kleinen Sprachfehler gekriegt, ich hab gestottert und dann kam das die Reihe nach herunter. Ich war so in der mittleren Ebene gesessen und zwei Plätze vor mir hat einer meiner Schulkollegen gesagt, er wird Maurer. Und ich hab gesagt, oh ja, Maurer, das krieg ich gut raus, krieg ich nicht stottern. Dann hab ich auch gesagt Maurer. So, das war die Berufswahl. Also wurde ich Maurer. Es gab keine Beratung. Es gab keinen Vorschlag. Nach dem Krieg wurde man entweder Maurer oder Metzger oder Bäcker, das waren in unserem Viertel die drei Möglichkeiten, die man hatte, oder wenn man ganz viel Glück hatte, der Vater bei der Post war oder bei der Polizei, kam man vielleicht auch irgendwo in eine städtische oder eine Postange... anstellung.
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Bruno Köbele wurde am 10. August 1934 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Ausbildung zum Maurer und arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf. Seit 1950 Mitglied der IG Bau-Steine-Erden (IG BSE) wurde er 1960 hauptamtlich Geschäftsführer des Bezirksverbands in Freiburg, 1964 in den Gewerkschaftsbeirat gewählt und 1967 dann als Fachreferent in den IG BSE-Bundesvorstand berufen.

Nach seiner Wahl in den Bundesvorstand der IG BSE 1969 war er zuständig für die Abteilung „Berufsbildung und Junge Gewerkschafter“. Köbele engagierte sich für eine qualifizierte, überbetriebliche Ausbildung im Bereich der Bauberufe und war mit diesem Schwerpunkt von 1969 bis 1985 auch Mitglied des Bundesausschusses für Berufsbildung.

1982 wurde Köbele zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der IG BSE gewählt. Es begann eine Phase des intensiven Wirkens auf europäischer und internationaler Ebene: Von 1985 bis 1995 war er Präsident der Europäischen Föderation der Holzarbeiter in Brüssel und zwischen 1993 und 1997 Präsident des Internationalen Bundes der Bau- und Holzarbeiter in Genf. Als Bundesvorsitzender der IG BSE amtierte Köbele von 1991 bis 1995.

Auch nach dem Ende seiner Tätigkeit als Gewerkschaftsvorsitzender engagierte sich Köbele: Seit 1997 war er in verschiedenen Funktionen im Internationalen Bund (IB), einem freien Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit, tätig; zwischen 2003 und 2013 amtierte er als IB-Präsident. Seit 1957 ist Köbele Mitglied der SPD.

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