Bruno Röhrig

IG Metall
IG Metall
Audio 1 – 2:17
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)i
Unternehmeni
Nationalsozialismusi
Audio 2 – 1:55
Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA)i
Katholische Arbeiterbewegungi
Audio 3 – 1:30
Betriebsrati
Jugend- und Auszubildendenvertretungi
Betriebsverfassungsgesetzi
Nationalsozialismusi
Meine Mutter die war sehr streng religiös, mein Vater den würd´ ich einchätzen wie man früher die italienichen Kommunisten eingechätzt hat, also nen frommer Kommunist. So will ich das mal sagen. Überzeuchter Katholik und trotzdem Kommunist und als er dann Soldat wurde, hat er eingesehen, dass dieser Glaube an Marx und Kommunismus ein großer Fehler war. Und als er nach Hause gekommen ist, er kam sehr früh chon im Sommer fümenvierzich aus der Gefangenschaft, da hat, war er Mitbegründer der Langenfelder CDU. Er kam sogar da in den Vorstand, also mit Kommunismus wollte er nichts mehr zu tun haben, aber die Geschichte is noch nicht zu Ende, er war dermaßen leidenschaftlicher Hitlergechner, dass er als die Beamten und viele Ehemalige Nationalsozialisten wieder Mitglied der CDU wurden, auch auf Anraten von Adenauer, der ja die Beamten wieder in den Staats- in den Staatsdienst holen wollte, damit der Laden überhaupt weiter lief, dann hat er enttäuscht das Handtuch geworfen, hat gesacht nein, ich kann mit dieser Partei nichts mehr, will ich nichts mehr am Hut haben. Das wär sehr, war sehr traurich, das war auch für ihn eine große Enttäuchung. Das Schlimme war dann für ihn auch, als er aus der Gefangenchaft zurück kam, er wurde sofort in den Entnazifizierungsausschuss gewählt und in seiner Naivität hat er alle, vom Vorarbeiter bis zum Direktor, er war stellvertretender Vorsitzende, obwohl er Hilfsarbeiter war, dazu geholfen, dass die alle raus geworfen wurden, wegen ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Nach einiger Zeit konnte natürlich bei dem Unternehmen Kronprinz keiner mehr Röhren fabrizieren und man hat die alten wieder eingestellt und die wussten natürlich auch, wem sie das zu verdanken hatten. Mein Vater kam dann in die Beize, das war der Lohn dafür, im Drei-Schicht-Betrieb, das ist die schlimmste Abteilung, die giftigste Abteilung, dies überhaupt gibt in einem Unternehmen.
Ich war jeden Abend weg. Zu Parteiveranstaltungen, zu CDA-Veranstaltungen, KAB-Veranstaltungen, meine Frau wurde schwanger, hatte keinerlei Bekanntschaft und keinerlei Freunde, ich wohnte in Langenfeld, nicht in Richrath und dann kam ich eines Abends nach Hause und meine Frau war am weinen. Und sachte zur mir dann, Bruno ich bin jeden Abend alleine, du weißt ich bin schwanger, ich habe keine Freunde mit denen ich mich unterhalten kann, ich bin sehr sehr unglücklich. Sie hat nich mit mir gechimpft, das tut sie bis heute noch nicht, ja und ich denk was tust du jetzt. Ich hab jetzt mit vierzich Jahren erst geheiratet, mit vierzich Jahren und jetzt stellst du schon die Ehe in Frage, weil dir die politische Arbeit und auch die kirchliche Arbeit wichtiger is als die Familie. Dann hab ich, ich glaube nen Tach später beim Bürgermeister, der hieß damals, oder Oberbürgermeister Litterscheid und bei dem Fraktionsvorsitzenden, das war der Herr Süß angerufen und hab gesacht, Leute ich trete von meiner Kandidatur zurück, ich war schon auf den Plakaten, ich stand, also mein Name stand schon auf den Plakaten, aber das war mir in dem Moment doch von der ganzen Ethik her wichtiger eine funktionierende Ehe als ein erfolgreicher Politiker. Heute könnte ich das ohne Zweifel machen, ja heute hat meine Frau hier überall Freunde und Bekannte aus ganz Lateinamerika, aus Deutschland, heute würde sie da keine Tränen mehr vergießen. Naja, man hat mir sogar im Stillen den Vorwurf gemacht, ja ich wär nen Pantoffelheld, das bin ich also bis heute nich geworden und nie gewesen, aber es war damals für mich wichtiger.
Schon im ersten Lehrjahr, das war als Stahlbauschlosser, da kam das Betriebsverfassungsgesetz glaub ich neunzehn hundert zweienfuffzich heraus, das wurde neunzehn hundert zweienfuffzich verabchiedet, da wurden Betriebsräte gegründet und unser Obmann, der hieß Hüsken oder Hüskes, das weiß ich heute nich mehr, der kam sofort zu mir und sachte Bruno, du wärst der richtige Jugendvertreter, du musst aber Mitglied der Gewerkschaft werden. Ich wusste noch gar nicht was Gewerkschaften waren. Und dann kam ich nach Hause, hab gesacht ich bin vom Obmann angesprochen werden, ich soll Mitglied der Gewerkchaft werden und da sachte mein Vater, das war wieder typisch: der war Nazi. Da lass die Finger davon. Dann hat der Mann mich drei, vier Mal angesprochen und dann kam mein Vater widerum und sachte ich hab mich erkundicht, der hat die Hand über viele gehalten die zu verdanken ham, das sie heute noch leben, du kannst also ruhich Mitglied der IG Metall werden. Das bin ich dann auch zweienfünzich geworden und wurde dann auch bei den ersten Wahlen, obwohl ich im ersten Lehrjahr war, auch von allen gewählt, die hatten mich mittlerweile schon alle kennen gelernt, dass ich auch meinen Mund aufmachte und ich wurde Jugendvertreter und kam dann kurz danach zum ersten Zwei -Wochen-Lehrgang nach Dortmund Heidehof zum Heinrich Treichel.
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Bruno Röhrig kam am 27. September 1934 in Lederbach in der Eifel zu Welt. 1939 zog die Familie nach Langenfeld um, wo Röhrig die Volksschule besuchte und zunächst eine kaufmännische Ausbildung begann. Nach kurzer Zeit wechselte er den Ausbildungsplatz und ließ sich zum Stahlbauschlosser ausbilden. 1957 meldete sich Röhrig freiwillig zur Bundeswehr, ab 1963 arbeitete er nach einer Weiterbildung als Maschinenbautechniker in verschiedenen Unternehmen, darunter 1977 bis 1980 in Brasilien.

Röhrig war 1952 Mitglied der IG Metall geworden und engagierte sich als Jugendvertreter. Mit Eintritt in die Bundeswehr schied er aus der IG Metall aus. Nach dem Dienst in der Bundeswehr trat er zunächst dem Katholischen Arbeitnehmerbund und dann der CDU und CDA bei und wurde bald wieder Mitglied in der IG Metall. Röhrig engagierte sich in der Lokalpolitik, übernahm außerdem Funktionen als Vertrauensmann. Ab 1986 war Röhrig Betriebsrat und als solcher ab 1993 freigestellt.

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