Eckard Stade

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
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Betriebsversammlungi
Betriebsgewerkschaftsleitungi
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)i
Gewerkschaft ÖTV in der DDRi
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Gewerkschaft ÖTV in der DDRi
Ich denke jetzt mal an die Textilreinigung. Ein Betrieb, von dem wir von Anfang an wussten: Er wird nicht bei uns bleiben, wenn es einen anderen Zuschnitt gibt. Aber die waren eben alle Mitglied in der ÖD. Wir haben dort eine Betriebsversammlung gemacht, wo uns die BGL eingeladen hat und dort hatten wir 20 Tage später 100% der Beschäftigten in der ÖTV. Nach der offiziellen Gründung der ÖTV in der DDR war alles sehr nebulös. Es lief im Prinzip nichts. Organisatorisch war nicht viel da. Stuttgart hatte keine Vorstellung, wie das Ganze gehen sollte. Das ging so weit, dass ich drüben in Plauen saß und plötzlich jemand rein kam, der hatte zwei Plastiktüten in der Hand, stellte mir die auf den Tisch und sagte: Das sind unsere Beiträge. Da haben wir nachgezählt, das waren 40.000,00 DM. Die hatten die im Betrieb kassiert – für die ÖTV. Wir durften zu dem Zeitpunkt kein Geld annehmen, aber die haben gesagt: Das sind ÖTV-Beiträge. Da haben wir gesagt: FDGB? Nein, nicht FDGB. Wenn Ihr das Geld an den FDGB gebt, nehmen wir die Gelder wieder mit zurück. Das sind ÖTV-Beiträge. Da stand ich da.
Wir haben den gleichen Fehler gemacht, den die Politik gemacht hat, und der uns von vielen Kollegen auch heute vorgeworfen wird, wenn Du in Diskussionen bist. Wir haben den Leuten da drüben ein System übergestülpt, wir haben sie nicht mehr gefragt. Sie haben abstimmen dürfen, die Hand heben dürfen für eine Gründung ÖTV in der DDR und dann haben wir ihnen ein System übergestülpt. Da gab es einen Zentralvorstand oder Hauptvorstand, oder wie auch immer man das nennen will oder einen gHV, ist an sich auch egal, der nach Stuttgart fuhr zum Befehlsempfang. Der weder eine eigene politische Aussage machen durfte in der damaligen DDR noch, der gar nichts machen durfte. Die haben von uns ein System übergestülpt bekommen. Sie haben nicht die Möglichkeit gehabt, sich einzubringen. Diese Möglichkeit ist ihnen durch das, wie wir es gemacht haben, genauso wie es die Politik gemacht hat, genommen worden. Ich denke, das ist das, was uns die Kollegen auch ein Stück weit nachtragen. Es gibt Kollegen, die sagen, wir hätten sie vergewaltigt.
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Eckard Stade wurde am 7. November 1947 im thüringischen Geschwenda geboren. Während der Wende war er freigestelltes Personalratsmitglied im Arbeitsamt Hof, freigestellter Bezirkspersonalrat beim Landesarbeitsamt sowie Kreisvorsitzender der ÖTV in Hof.

Ab April 1990 arbeitete Stade als Beratungssekretär für die ÖTV in Plauen. Nach der Einheit war er für den Aufbau der ÖTV im Vogtland zuständig. Stade starb am 7. Februar 2015.

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