Eines Tages im persischen Golf, es war furchtbar heiß, an einem Samstach, da hat dieser Matrose, nen dicker fetter Kerl, nen Kleiderschrank war das, mit Vornamen Walter, weiß ich noch wie heute, mit einem nackten Oberkörper, schweißnass, ein Schweißtuch um den Hals rum, mit dem wischte er sich immer den Schweiß aus dem Gesicht, und dann kam der mit ungewaschenen, dreckigen Fingern da rein und nahm nen tiefen Teller und wischte mit seinem dreckigen Daumen drüber weg und hat geschrien: Moses! Schwapps, ich komm aus meiner Pantry raus, hatt´ ich den Teller am Kopf und da ist das über mich gekommen, ich hab damals gedacht jetzt ist mir alles egal, ich konnte das auch, diese ganzen Schikanen nicht mehr ertragen, dann hab ich die Fullbrass genommen, das war der Abfalleimer, in dem auch noch die ganzen Frühstücksreste drin waren, Kaffeesatz und auch vom Eintopf schon einiges was übrig geblieben war, da nahm ich den Eimer, ging in die Messe und hab ihm den auf´n Kopf gestülpt. Und das hatte dann eine, später auch eine Veränderung in meinem Leben mit sich gebracht, die ich mir nie hätte träumen lassen. Erstmal stand der Bootsmann auf, nen alter erfahrener Mann der noch auf Segelschiffen gefahren war und der sich schon lange gefracht hatte, wann wehrt der Junge sich endlich mal? Dann stand der auf, hat der dem Matrosen gesacht, wenn du den anfasst, es wird dir passieren, dass du keine Zähne mehr hast, ich sag´s dir, fass´den Jungen nicht an. Mein guter Rat. Der wusste, schwankte immer hin und her, am Ende hat er dann doch wohl Reschpekt und Schiss gehabt, ich hab dann den ganzen Dreck beseiticht, das war´s mir dann auch noch wert und alle andern haben sich eins gefeixt, dass dieser kleine Moses diesem großen Kerl da den Abfalleimer übern Kopf schüttet. Und dann holte mich abends der Bootsmann in seine Kammer und sachte, weißte mein Junge, ich hab mich gefreut, endlich hast du dich mal gewehrt. Und du musst eins wissen, im Leben kann man alleine nie etwas werden, du brauchst immer eine Gemeinschaft und er, wir ham lange miteinander gesprochen und dann sacht er mir am Ende: und du wirst das auch mit den Arbeitgebern, mit den Reedern sehn´, du musst in eine Gewerkschaft gehn´. Und dann kamen wir nach Bremen zurück und das hatte ich mir zu Herzen genommen und dann stand ich im Gewerkschaftshaus gegenüber vom Bahnhof und ich wusste gar nicht, wo ich da nun hin müsste, ich hatte mich nach dem DGB durchgefracht und dann kam ein Mensch und frachte, was willst du denn hier? Wo willst du denn hin? Ja, ich will in ne Gewerkschaft, in den DGB. Ja, dann bist du hier, aber zu welcher Gewerkschaft willst du denn? Sach ich, das ist mir egal, in irgendeine Gewerkschaft, und der sacht, ja, was machst du denn? Ja, ich fahre zur See, ja, musste zur ÖTV gehen. Also ging ich zur ÖTV rauf und der Sekretär Fritz Bund nahm mich dann auf. Und so war ich ganz stolz, Mitglied einer Gewerkschaft zu sein und man bekam damals noch ein Gewerkschaftsbuch und musste auch Marken kleben und da wir dann ja zur See fuhren, damit man ja die Mitgliedschaft nicht verliert, dann hat man immer, also ich hab dann für nen halbes Jahr voraus bezahlt, weil ich sachte, naja, in dem halben Jahr werd´ ich dann schon irgendwann wieder zurück kommen, notfalls muss ich halt nachzahlen. So fing ich an, fing meine Gewerkschaftslaufbahn an, eigentlich durch diesen Bootsmann und durch diesen Konflikt, der dort entstanden war.