Also, unsere GEW, manches habe ich ja damals schon mitbekommen, nämlich die GEW ist, das muss man dazu sagen, anders als alle anderen Gewerkschaften ja eine föderale Organisation, das heißt, die Landesverbände haben Personalhoheit über ihre Beschäftigten und Organisationshoheit und natürlich finanzielle Hoheit über ihr Geld. Und das ist anders als zum Beispiel bei der IG Metall oder bei ver.di oder damals ÖTV, wo ja die Gesamtorganisation auch für die Teilgliederungen, also ein zentralistisch organisierter Apparat ist. Wir sind föderal organisiert, das heißt, die Bundesorganisation hat den Aufbau mit unterstützt, aber die tatsächliche Hilfe kam aus den Landesverbänden. Also bei uns hat zum Beispiel der Landesverband Nordrhein-Westfalen und teilweise Baden-Württemberg sehr stark mitgeholfen. Das hing auch damit zusammen, dass Sachsen ja mit Baden-Württemberg, also das Land Sachsen mit Baden-Württemberg kooperiert hat. Damit haben sich unsere Kollegen in Baden-Württemberg auch stärker für die Gewerkschaftsarbeit hier interessiert und engagiert und die haben beim Aufbau der neuen Organisationsstrukturen vor allen Dingen geholfen. Also die sind nicht hierhergekommen und haben gesagt: „Das ist unsere Beschlusslage und die müsst ihr jetzt umsetzen!“, ich überspitze es jetzt mal ein bisschen, oder wir sagen euch wie Organisation funktioniert, sondern die haben uns einfach geholfen, diese gewerkschaftlichen Organisationen auch aufzubauen oder zum Beispiel auch die Personalratsschulungen, die sind sehr stark von einem Kollegen aus Baden-Württemberg durchgeführt worden, was uns sehr, sehr geholfen hat damals, dieses neue Instrument personalrechtlicher Arbeit überhaupt nutzen zu könne, auch als Teil gewerkschaftlicher Arbeit dann. Und es haben sich alle Kollegen ja wieder, also diese gewerkschaftliche Unterstützung hat sich ja dann wieder zurückgezogen. Das ist also nicht ... Wir haben auch hier keine Funktionäre aus dem Zentralapparat oder irgendwas, sondern das ist alles eine Rekrutierung aus den eigenen Reihen gewesen, also alle Kreisverbände, Landesvorstand und so weiter, das sind alles Kollegen aus den Einrichtungen gewesen oder eben zu mindestens aus Sachsen, also es sei denn, sie sind zu dem Zeitpunkt schon hierher gezogen gewesen und waren dann schon quasi Sachsen, mehr oder weniger. Es sind also keine jetzt, die vom Hauptvorstand gekommen wären oder aus dem geschäftsführenden Vorstand der Bundesorganisation und hier etabliert worden wären, sondern es ist eine komplette Besetzung aus der Organisation selbst, aus Wahlen aus der Organisation selbst. Und von daher war die Hilfe aus der West-GEW sehr gut. Die westliche GEW hat ja ähnlich, wie das auch bei der SPD der Fall gewesen ist, war sehr skeptisch gegenüber dieser Art des Einigungspro... oder der Wiedervereinigung, wie schnell sie gelaufen ist und wie sie verlaufen ist, also auch was das Thema Angliederung anbelangt, hat es sehr viel Skepsis gegeben, ob das der richtige Weg ist. Ja, und wie gesagt, gelebt wurde auch etwas anderes, gelebt wurde eben diese Eigenständigkeit: „Also ihr müsst selber wissen, was für euch gut ist! Wir sagen euch, wie so etwas funktionieren könnte, wie man Mitgliedsbeiträge einzieht und solche Sachen, aber ihr müsst es selber organisieren!“ Und das fand ich sehr hilfreich, das hat uns auch sehr stark gemacht und gut, da kann ich nachher noch was dazu sagen, das hat auch dazu geführt, dass die Ost-GEW in der Tat anders gearbeitet hat, von Anfang an auch eine andere Vorstellung von gewerkschaftlicher Arbeit hatte, als die West-GEW.