Felix Kempf

Gewerkschaft Holz
Gewerkschaft Holz
Audio 1 – 2:59
Christliche Soziallehrei
Solidaritäti
Audio 3 – 1:42
Streiki
Die Linkei
Einheitsgewerkschafti
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)i
Jedes Wochenende warn wir im Schwarzwald und ham dann mit den Jugendgruppen auch ein Jugendhaus und wir konnten auch bis zuletzt noch, stand uns ein, der katholischen Jugend, ein Haus im Schwarzwald, im hintersten Winkel zur Verfügung weil der Leiter der Präses der katholischen Jugend der Diözese hatte dieses Schwarzwaldhaus auf seinen eigenen Namen überschreiben lassen. Sodass er also weg war von der Organisation und wir hatten also Gelegenheit dann, im übrigen wurden wir weitgehend in Ruhe gelassen von der Partei und von den, wahrscheinlich wollten die sich nicht, es war ja dann auch sehr stark von der Münsterpfarrei geprägt, also mit dem Erzbischof, nicht, mit dem wollten se sich nicht dann direkt anlegen, sodass wir also dann eigentlich unser eigenes, eigenes Leben führen konnten. Und in diesem Zusammenhang sind wir dann auch auf einen Sozialethiker gestoßen der in Freiburg einen Lehrstuhl für katholische Sozialethik und christliche Sozialethik hatte und zwar auf Professor Götz Briefs und unser Leiter hat das ausfindig gemacht, wir hatten ja auch an der Universität entsprechenden Kontakt, und es wurden dann von der katholischen Jugend heraus Wochenendseminare durchgeführt. Mit Professor Götz Briefs und der wesentliche Punkt warn eben die gesellschaftlichen Vorstellungen, das warn die Sozialenzykliken Rerum Novarum, Quadragesimo Anno und die gesellschaftlichen Vorstellungen, die eben dahinter standen, Personalität, Subsidiarität und Solidarität. Diese drei Grundsäulen der Gesellschaft, die dann auch entsprechend auszugestalten. Das warn für uns natürlich völlig neue Vorstellungen, interessante Vorstellungen und es wurden dann unheimliche Diskussionen geführt, welche Konsequenzen jetzt aus der katholischen Soziallehre zu ziehen wären
Ich bin also in einem wohl behüteten familiären Kreis groß geworden, ich hatte noch drei Schwestern, die nach mir auf die Welt gekommen sind und ich hab aber doch sehr schnell dann bin ich eigene Wege gegangen, vor allen Dingen, was die Jugendbewegung angeht und das fing eigentlich schon nach der Kindergartenzeit an, die wir alle im katholischen Kindergarten waren Geschwister und ich dann nacheinander. Und nach dieser Zeit, als ich so zehn Jahre alt geworden bin, kam die Leiterin des Kindergartens an und hat meine Eltern angesprochen, es sei ja eine politisch, das war also neunzehnhundertvierunddreißich dann, politisch schwierige Zeit und es wär doch sicher gut, wenn ich in einer Jugendorganisation beitreten sollte und sie hat auch gleich den Quickborn empfohlen. Eine Jugendbewegung auf katholischer Grundlage, meistens Schüler und ich bin also dann Mitglied des Quickborns geworden, wie ich nachher erst erfuhr, sind ja auch recht interessante Christlich-Soziale Mitglied des Quickborns gewesen und haben des, ham da auch viele Dinge der katholischen Jugendbewegung mitgestaltet. Aber das dauerte nicht lange, ich hatte, gab es Auseinandersetzungen mit, mit der Hitlerjugend und mit der Partei und unser Leiter hat dann den Quickborn selbst aufgelöst. Wir wurden dann benachrichticht, dass also keine Veranstaltungen mehr stattfinden und er selbst hat sich aber dann, er ist von der Gestapo dann sehr stark unter Druck gesetzt worden, hatte viele Repressalien zu erleiden, weil andere Leiter die ließen sich dann zur HJ überleiten, das war so ein Angebot, ihr könnt ja alles weiter machen wie bisher, aber ihr müsst eben unter der Bezeichnung Hitlerjugend dann laufen. Das war bei uns also nicht der Fall, sondern hier wurde ein klarer Trennstrich gezogen. Nun saß ich also da, wir hatten damals auch Konflikte mit der Hitlerjugend, wir hatten ja so eine Kluft an und wurden dann, nachdem die HJ das spitz kriegen, mit Steinen beworfen und verfolgt und konnten uns dann grade noch, natürlich als Zehnjährige, die dabei waren, waren wir gegen die Hitlerjugend machtlos, konnten uns dann grade noch ins katholische Vereinshaus retten, wo die dann ausgeschlossen warn. Also das warn die ersten, na ja, Begegnungen mit dem damaligen System. Dann stand ich also da, es gab dann, hatte ich überlegt, zur Deutschen Jugendkraft einzutreten. Die hatten ein wunderbares Stadion da oben wo jetzt der an der Dreisam, wo jetzt der Freiburger SC spielt, aber bevor ich da richtich Fuß fassen konnte, wurde der DJK das Stadion abgenommen durch die Hitlerjugend, wurde das irgendwie übereignet und dann, das also, auch die DJK war dann nicht mehr existent. Und wir fanden dann nur die Möglichkeit, dann in unserer Pfarrei an der Jugendarbeit teilzunehmen, die dann katholische Jugend war, vom Rheinland übrigens, ein Rheinländer, der das begründet hat in unserer Pfarrei. Und auch da gab es Auseinandersetzungen, wir warn, laut Konkordat durften wir eigentlich nur geistige Fragen diskutieren und es war weder Sport noch Wandern, noch sonst war praktisch erlaubt und wir hatten dann, n großen Streit ist es gekommen und die Hitlerjugend hatte unser Jugendheim damals zerstört und alle Sportgeräte, die wir dann noch hatten, raus geworfen und die Scheiben eingeschlagen und, war allgemein bekannt, dass die HJ das war, aber die Polizei, die da grade um die Ecke ihre Dienststelle hatte, war nicht in der Lage, das fest zu stellen. Die war also auch schon auf Linie, auf Linie gebracht. Ja, in dieser Zeit übrigens hatten wir auch dann erfahren, dass die katholische Jugend, die Sturmschar in Rom war und in ihrer Kluft, was ja verboten war, an einer Hundertjahresveranstaltung teilgenommen hatte, und die wurden dann von der Gestapo in Basel, also nicht unweit von Freiburg abgefangen, die Koppel abgenommen, verhört, lange verhört und der Leiter der Sturmschar, der Franz Steber wurde dann von der Gestapo wochenlang verhört und is in Dunkelhaft gekommen. Ich habe ihn dann nachher in Düsseldorf wieder getroffen als Leiter der Sozialstelle, der des BDKJ, wir ham dann noch gute soziale Dinge dann miteinander gemacht, aber er war fast erblindet davon. Konnte also nicht mehr, so große Buchstaben musste man, damit er überhaupt noch was lesen konnte. Er ließ sich also meistens die Texte dann vorlesen, damit er überhaupt da tätich sein konnte. Ja, trotz dieser Erlebnisse kam dann der Arbeitsdienst und das Militär. Mehr oder weniger wurde das alles hingenommen, was mich eigentlich erstaunt hat, denn wir waren ja gegen die, das System eigentlich innerlich eingestellt, aber die Propaganda muss also so groß gewesen sein, dass es mehr oder weniger selbstverständlich war und eine, eine Frage des auch, des persönlichen Überlebens wohl damit verbunden war, dass man eben diese staatlichen Dienste übernahm. Dass man da tätich wurde und auch dann in den Krieg eingezogen wurde. Kriegsgefangenschaft, russische Kriegsgefangenschaft, wegen Dystrophie wurde ich dann Ende fünfundvierzig entlassen und der Mittelpunkt war also dann auch die katholische Jugend und von, unser Jugendleiter war Dekanatsjugendleiter in Freiburg und der hatte so seine eigenen Formen und ich wurde also zum Jugendleiter des Werkkreises arbeitende Jugend bestimmt.
Ich meine, es ist, diese Grundsätze die damals bewogen hat, die Einheitsgewerkschaft aufzubauen, und daraus auch die personalen Konsequenzen zu ziehen, die bestehen nach wie vor. Wenn jetzt auch in einer, in einer etwas anderen Art. Du kannst nicht eine einheitliche Organisation schaffen, ohne dass du personelle, ohne dass du die Personen hast, die dann auch diese Grundsätze vertreten. Es wird immer wieder Auseinandersetzungen geben, Diskussionen geben dann, die eben auch dann mit parteipolitischen Erfahrungen und Vorstellungen eine Rolle spielen. Ich meine, allein die Tatsache, dass das Streikrecht bei den Christlich-Sozialen eben als, als ultima ratio gesehen wird, wenns nichts anderes mehr geht, wird gestreikt, das ist natürlich bei den Sozialdemokraten oder bei den Linken ist das Hauptargument, ist es häufig der Streik, nech? Und wird gar nicht mehr verhandelt dann, wird nur noch so getan, als verhandelt man. Entscheidend ist, dass der Streik im Vordergrund steht.
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Felix Kempf wurde am 22. Februar 1924 in Freiburg geboren. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied in verschiedenen katholischen Jugendorganisationen. Nach dem Besuch der Volksschule und einer abgeschlossenen Schreinerlehre wurde er zu Arbeits- und Militärdienst eingezogen. Ende 1945 kehrte Kempf aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück in seinen Geburtsort und begann als Schreinergeselle zu arbeiten. Im folgenden Jahr trat er in die Gewerkschaft Holz ein. Schon bald engagierte er sich als Jugendvertreter, Betriebsrat und in der katholischen Jugendarbeit.

1947 wurde Kempf Jugendsekretär des Badischen Gewerkschaftsbundes, 1948 Mitglied des erweiterten Gewerkschaftsvorstands. 1952 wechselte er zur Hauptabteilung Jugend der Bundesvorstandsverwaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Düsseldorf. Ab 1964 leitete er dort die Abteilung Berufliche Bildung, 1973 wurde er Vorstandssekretär bei der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Maria Weber und deren Nachfolger Gustav Fehrenbach. Nach der Deutschen Einheit beteiligte sich Kempf, bereits im Ruhestand, am Aufbau des DGB-Kreises Frankfurt/Oder.

Kempf trat 1955 der CDU und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) bei. Von 1964 bis 1975 war er als Mitglied des Gemeinderates Erkrath-Hochdahl und als dortiger CDU-Fraktionsvorsitzender lokalpolitisch aktiv. In seinem Ruhestand engagierte sich Kempf als Vorsitzender des Stegerwaldbundes in der CDA.

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