Also die Auflösung war ein Bestandteil, ein notwendiger Bestandteil, um integriert zu werden, gleichzeitig, in der IG Chemie-Papier-Keramik. Das war organisatorisch so verabredet. Was die Frage der außerordentlichen Zentraldelegiertenkonferenz angeht: Wenn die nochmal vor meinen Augen Revue passiert, also (...) so was habe ich nie wieder erlebt. Das war Revolution pur. Das heißt, nicht Revolution pur in der Form, sondern natürlich waren viele Delegationen da, es war Kampfabstimmung pur, und es wurden dort ... jeder meldete sich zu Wort. Also es war sagenhaft, was dort abging. Ich kenne ja auch Gewerkschaftstage in den alten Bundesländern von bisherigen Gewerkschaften alt, also zum Beispiel IG Chemie-Papier-Keramik, es wird auch in der Metall und anderen nicht anders sein, wo es Kollegen gibt, die delegiert sind, die sich mindestens einmal zu Wort melden, um dann in den Archiven, sich wiederzufinden, dass sie gesprochen haben, so. Also solche Diskussionen gibt es ja auch, die wiederholen, was gesagt wurde, aber ich bin jetzt drauf. Aber zu dieser Zentraldelegiertenkonferenz haben sich ja viele Alt-Kader, sage ich an der Stelle, der IG Chemie, Glas, Keramik wieder beworben, nicht nur Heinz Junge und Hartmut Löschner, auch andere und natürlich strebte die Basis vielfach auf Wachablösung und versuchte natürlich das Ruder mit zu ergreifen, was sicher richtig und gut war, aber nicht in jedem Falle. Wenn ich sage, nicht in jedem Falle: Es geht ja darum, dass ich auch ein Stück Substanz habe, in den Personalien drin, die mir auch gewährleisten, eine fach- und sachgerechte Arbeit hinterher. Wenn ich mich da an eine Bewerbung erinnere und zwar war das für den Schatzmeister – ich hoffe, das habe ich noch so richtig formuliert, hieß das Schatzmeister oder ... zur damaligen Zeit – da bewarb sich eine FDGB-Kreisvorsitzende für dieses Amt, und in ihrer Bewerbungsrede sollte sie schildern, warum sie gerade für dieses Finanzamt geeignet ist und als Begründung hat sie, ich führe das mal zusammen, gesagt, sie führt zu Hause die Haushaltskasse, und sie wollen jetzt anfangen zu bauen und will da gucken, wie das geht, wie die Finanzen zu verwalten sind. Das war ihre Begründung Schatzmeister zu werden, hat also fach- und sachgerecht mit Finanzen überhaupt nichts bisher zu tun gehabt. Und das ist aber bei jeder Revolution so, das natürlich dort mitunter diese fach- und sachgerechte Arbeit manchmal auf der Strecke bleibt, weil viele dann denjenigen die Stimme geben, die vielleicht am lautesten schreien, die vielleicht am sympathischsten vielleicht aussehen, ohne erst mal zu hinterfragen, ob die auch fachlich geeignet sind und das war zu dieser Zentraldelegiertenkonferenz, war das ganz gefährlich, was dort abgelaufen ist. Wir haben ja früh um vier noch abgestimmt, über Anträge, wenn ich mich recht entsinne, früh um vier, halb fünf, das war was – übrigens in Bernau bei Berlin hat die ja stattgefunden, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Ja, das war spannend, das war ... Ja, aber letztlich ist alles gut gegangen. Es war ja alles auch, denke ich, mit der IG Chemie-Papier-Keramik, mit dem Hauptvorstand und Hermann, so von der Schrittfolge her, mal abgestimmt, wie es laufen könnte, von der Sach- und Fachform, und da ist das ... Ich glaube es wäre den Westmitgliedern an der Stelle auch zur Begründung, warum Auflösung Glas, Keramik, schwer zu vermitteln gewesen, eine Fusion mit der Ostgewerkschaft, also wo die Gewerkschaften alle, nicht nur der FDGB, also auch die Einzelgewerkschaften in Misskredit sind, das war sicher ein schwieriger Punkt, und ich glaube auch im Osten, die Mitglieder hätten das vielleicht nicht alle verstanden, wenn das zu so einer Fusion so gekommen wäre, deshalb diese Auflösung mal der Glas, Keramik. Wobei politisch füge ich auch ein, ich hätte zu der politischen Einheit, hätte ich mir auch lieber, wenn man die Zeit gehabt hätte, wenn denn, den Artikel 146 herangezogen, das sage ich klar und deutlich, aber der Druck der Straße war so, dass die Zeit, glaube ich, nicht da war dem Rechnung zu tragen und auch Helmut Kohl, der immer formuliert hat, das kommt aus der Portokasse, die Einheit Deutschlands – ich bin nicht sein Freund und nicht sein Parteivertreter, so – aber Fakt ist, ich glaube, der Druck der Straße war so groß, dass damals Oskar Lafontaine nie die Chance hätte, diese Einheit auf diesem Wege so zu gestalten, wie er das wollte, sondern da hat, ich glaube, Helmut Kohl dort schon den Weg beschritten, den die Straße ihm vorgegeben hat.