Hildegard Harms

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Audio 1 – 3:23
Angestelltei
Arbeiter_ini
Betriebsrati
Betriebsversammlungi
Tarifverhandlungi
Audio 3 – 1:58
Arbeitswelti
Audio 4 – 2:24
Leiharbeiti
Arbeitgeberi
Audio 5 – 1:25
Betriebsrati
Gleichstellungi
Und 1972 war eigentlich mein, äh, sag ich mal etwas intensiverer Kontakt mit der ÖTV, weil 1972, ähm, müssen Tarifverhandlungen oder irgendwas gewesen sein, es war jedenfalls ’ne Urabstimmung und da bin ich in die Gewerkschaft eingetreten. So und äh, seitdem war ich denn auch ’n bisschen aktiver. Ich hab sonst, wenn Betriebsversammlung war, war ich immer das, was mir nicht gefallen hat, hab ich eh gesagt da, aber dann hab ich mich dann wohl ein bisschen mehr darum gekümmert und bin dann auch zu den Veranstaltungen der ÖTV gegangen und äh, ja. Aber erst 1984 ist man direkt an mich herangetreten, heißt, heißt der, unser Betriebsrat und hat mich dann gebeten, ob ich in die Freistellung gehen würde, weil ein Kollege wollte wieder zurück in die Einrichtung und äh, ja und außerdem war für mich auch so... Ich, es gab keine Perspektive mehr, noch etwas anderes innerhalb des Betriebes mit meiner Ausbildung zu machen. Also ich konnte keine Heimleitung werden, weil das zu dem Zeitpunkt waren das nur Pädagogen oder Sozialpädagogen. Heute ist das natürlich anders, aber ich als Hauswirtschaftsleiterin war denn in der Stufe die, die, die Dritte, (lacht) oder, also und da konnte man das zu dem Zeitpunkt noch nicht und das war denn für mich die Herausforderung, äh, in den Betriebsrat zu gehen, weil das war ja was völlig anderes. Und äh, da bin, es war zu meiner Zeit, oder das war 1984 ja noch so, da war, gab es die Arbeiterliste und die Angestelltenliste. Und ich bin dann zwar als Angestellte auf die Arbeiterliste gegangen, weil a) wollte ich, wenn ich in die Freistellung, äh, für diesen Beruf, Beruf Hauswirtschaft schon in die Freistellung und wollte auch wissen, dass dieser Bereich dann vertreten ist, und so ist das denn angefangen. Ja. Und was macht man so im Betriebsrat alles. Ich wurde denn auf Anhieb, und das war ja auch noch üblich, also wenn der Vorsitzende ’n Angestellter war, denn war die Vertretung immer ’ne Arbeiterin und so ist das auch die ganze Zeit, denn immer gewesen. Ich war dann immer die, hab denn immer die Stellvertretung von Vornherein gemacht. War ja so’n Wurf ins kalte Wasser. Keine Ahnung, konnt nicht reden und Stellvertretung und Verhandlung mit Geschäftsführung war ja alles furchtbar schwierig. Und für mich war eigentlich das schwierigste in der Freistellung, erst mal das Vertrauen der Heimleitungen oder die Anerkennung, nicht das Vertrauen, die Anerkennung zu kriegen, denn es ist ja immer in der Hierarchie so, also die Heimleitung hat das Sagen und die andern haben sich so, überspitzt zu sagen, haben sich dann so’n bisschen unterzuordnen. Und nun komm ich aus dem Betrieb und wenn irgendwo Schwierigkeiten sind und soll den Heimleitungen dann so gegenübersitzen, also das hat, äh, nicht lange gedauert, aber das war doch ganz schwierig. Aber ich, die haben mich nachher alle voll anerkannt und es hat mir wirklich sehr, sehr viel Spaß gemacht, das muss ich schon sagen. Konnte auch, hab auch manche so Kleinigkeiten erreicht, äh, was so zum täglichen Arbeitsleben gehörte.
Und das ist das, was ich heute bei den Gewerkschaften so bedauerlich finde, dass sie eigentlich von dem, wo Gewerkschaften nun überall vertreten sind, so wenig, ähm, ähm, mitteilen. So wenn ich sage, ich war ehrenamtliche Richterin, also werde ich über die Gewerkschaft ja benannt, bevor man berufen wird. Ich war in dem Schulwahlräten, hier ob das nun Fachhochschule da in Lohbrügge war oder hier bei der Hauswirtschaftsschule oder im Prüfungsausschuss. Man wird ja über die Gewerkschaften bei den zuständigen Stellen benannt. Genauso in der Vertreterversammlung oder ist ja alles, also das sind ja alles, ähm, äh, wo man war, ging ja nur über die Gewerkschaft. So und die, das einfache Mitglied so, wenn der sagt, „Ja, ich bin Mitglied, dann geht’s mir gut.“ Und dass da, ich finde, damit könnten sie viel mehr, oder viel mehr draus machen, um dann auch öffentlich zu sagen, wo sind wir überall vertreten. Wenn man denn jetzt hört, na ja, oder auch die, die... In den, und denn in der Rentenversicherung gibt’s die Vertreterversammlung, in der, in den Krankenkassen, alles ist ja irgendwie, äh, paritätisch, äh, besetzt und trotzdem benennen sie, aber mehr tun sie nicht. Und da könnten sie’n bisschen mehr Kapital rausschlagen.
Mmh, also für mich persönlich war das ’n Aufstieg. Also wenn ich heute, wenn ich das heute sehe, also mh, mit Sicherheit ist das immer noch mal, also einen Aufstieg würde ich das, glaube ich, nach wie vor sehen, aber ich würd das auch, äh, ja für wichtig empfinden. Also ich, es, ich finde es gut, dass ich diesen Weg gemacht habe, weil man ja ’n ganz anderes, äh, ganz anderen Blick bekommt, nicht nur, sag ich mal, ja den Betrieb als solches zu sehen, sondern auch die Kontakte insbesondere, das ist wohl hier bei uns so gewesen, weil wir ja auch anstatt eigener Betrieb sind so die Kontakte zu den Politikern in der Mitgliederversammlung zu bekommen, a) die, a) sie kennenzulernen einfach mal, b) dann auch äh, ihr Agieren in dieser Runde, ähm, zu gucken und äh dann, wenn man also, mir ist jedenfalls bei mir aufgefallen, so wenn in der Presse plötzlich was steht, ja dies oder jenes oder es steht da, man, man liest anders. Also wenn man, man wird hellhöriger und äh, ja. Und es ist sehr unterschiedlich, wie die einzeln, einzelnen sich denn dagegen und wenn man, wie man die einzelnen da auch, äh, so kennenlernt. Das ist schon interessant und denn, das bringt ’ne ganze Menge. Das ist, das war für mich schon ’n großes Privileg, muss ich sagen, und vor allen Dingen, ja, manches hat man sich ganz anders vorgestellt und im Grunde genommen sind, die meisten sind ja unkompliziert. Ja. Also die, die ich kennengelernt. Na gut, und, ähm, manche, die dann ’n bisschen zurückhaltender sind, oder man muss sagen, es liegen ja auch nicht jedem alle, nicht, und umgekehrt ist es ja genauso, nicht. Aber das, das war schon immer, doch, das fand ich schon als Pri-, empfand ich schon als Privileg.
Also ich sag mal in den, in den letzten Jahren sind ja sicherlich viele Rücksch-äh-schritte entstanden, ne. Und wenn ich speziell an unsern Betrieb denke, wenn ich denke, und das ist ja nicht nur da, sondern überall. Die Tochtergesellschaften und ähm, das Herabsenken von, vom Lohn und vieles auch nicht mehr, die Löhne, die eigentlich den Lebensunterhalb abdecken, also denke ich, das empfinde ich schon als negativ. Und ähm, das weiß ich auch nicht, wie man das, sag ich mal, wieder umdrehen könnte, das müsste ja, also das kann, das wird, das ist ja so ein Thema, was nicht von unten nach oben wachsen kann. Also solange politisch da keine Änderungen sind und wie dieses, diese Leiharbeitergeschichten haben die eigentlich vom Ur-, vom Ursprung ja ’n ganz anderen Sinn hatten und, und ausgewuchert sind, sag ich mal, äh, mh, mh, das kann das von, ja so nicht auf die Reihe kriegen, also da... Und ich sag mal die Gewerkschaften können zwar appellieren, das tun sie ja auch, aber damit verändern sie ja nichts, nicht. Also da denke ich, muss denn Politik, äh, die, da, da muss dann in der Politik schon eine andere Richtung sein und sagen so Richtung Lohn oder was denn. Das ist ja schlimm genug, wenn immer noch die Aufstocker da sind, äh, mh, dass der Staat, äh, den Lebensunterhalt bezahlt, das ist ja eigentlich überhaupt gar kein, ähm, gar nicht das Wesen von Arbeit gewesen, das ist ja ’n ganz anderes und es gibt ja leider, es gibt ja, nee... Ja es gibt ja genug, äh, äh, wie sagt man, Arbeitgeber, die das auch kritisieren, nun und die auch ihren, mh, mh, äh, Tariflohn zahlen, über Tariflohn zahlen, je nachdem wie die Einstellung der früheren Arbeiter. Wenn mein Arbeiter, der keine Knete hat, kann er mein Produkt auch nicht kaufen, sag ich mal vereinfacht. So. Aber so was wird ja in der Presse auch nicht mitgeteilt und äh die werden dann ja auch untergebuttert. Die verurteilen natürlich genauso diese Aufstockergeschichte, weil ja eigentlich dann die Firmen sich ja sanieren, weil ja jemand anders für die Kosten eintritt, nicht, und das seh ich, äh, bitter an, dass das so ist, aber ich sehe im Moment auch keinen Einsatz, äh, wie das zu verändern ist
Und wie ich nachher im Betriebsrat war, da kam denn auch immer viel die Entschul-: „Ja ich hab die Familie, ich hab die Kinder.“ Also die Teilung zwischen Familie und Beruf war nicht so selbstverständlich, dass es geteilt wurde. Also ich sag mal für Haushalt, Kinder und so war nach wie vor die Frau zuständig. So und selbst wenn hier, sag ich mal, der, äh, die Uhrzeiten sich nicht wesentlich verschoben gegenüber der Einrichtung vor Ort, war aber dieses neben, denn wurde das einfach weggeschoben ja nun eher mit Familie, Mann und, und Haushalt, äh, hier abgetan. Und, und ich vermute auch mal, mh, äh, ‘n bisschen, nicht den Mut zu haben. Nicht, es wurde eigentlich... also heute würde ich ja auf meine Kolleginnen ganz anders zugehen, aber wenn ich selbst eigentlich noch keine Erfahrung habe und äh, das vermitteln kann, was wir eigentlich wollen und was es eigentlich bedeutet, denn kann ich ja auch kaum jemanden gewinnen, sich da für, äh, äh, dann zu erwärmen. Ich hab ja ’n paar dann aus den Reihen, auf die ich dann zugegangen bin, die haben sich dann nachher auch aufgestellt und sind ja auch gewählt worden, das find ich ja auch okay. Aber auch das ist genauso, sage ich mal, gewerkschaftliches Anliegen, wo man eigentlich sich ’n bisschen reinknien muss, wenn solche Wahlen anstehen.
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Hildegard Harms wurde am 21. Januar 1938 in Hochdonn in Schleswig-Holstein geboren. Nach der mittleren Reife begann sie eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin in Flensburg, die sie 1959 erfolgreich beendete. Anschließend arbeitete sie bis 1966 als Hauswirtschaftsleiterin in Bayern.

1967 nahm sie eine Stelle bei der Vereinigung städtischer Kindertagesheime e.V. in Hamburg an. Im Rahmen eines Tarifkonflikts trat sie 1972 in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) ein. Von 1984 bis zu ihrem Ruhestand 1998 war sie freigestellte Betriebsrätin.

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