Irmgard Blättel

IG Metall
IG Metall
Audio 1 – 4:45
Betriebsrati
Betriebsverfassungsgesetzi
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Angestelltei
Audio 2 – 4:53
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)i
Christliche Soziallehrei
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Solidaritäti
Audio 3 – 6:16
Bildungi
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)i
ALG I und ALG IIi
Gleichstellungi
Ja, und dann kamen Betriebsratswahlen. In dem Betrieb gab es also schon einen Betriebsrat nach dem Betriebsverfassungsgesetz und jetzt sollte ein neuer gewählt werden, und da ging das los, auch ein Angestellter und dann wollte keiner von den Männern kandidieren, von den älteren, ich war ja mit die Jüngste in der Firma und dann ham die, haben mir einige Männer gesacht, hör mal, du kannst doch gut reden und außerdem bist du nicht verheiratet, du brauchst also nicht so Angst zu haben um deinen Job, du könntest das doch machen. Hab ich gesacht, wenn ihr mir das zutraut, mach ich das und dann bin ich tatsächlich gewählt worden und ja und dann kam eine der ersten Betriebsratssitzungen und da hatte die IG Metall einen Vertrach abgeschlossen, dass alle vierzehn Tage der Samstach arbeitsfrei sein musste. So, und jetzt wollten wir das natürlich auch haben und da hat, da hat der Chef blockiert und hat, der Betriebsrat hat ihm einen Vorschlag gemacht wie das ging, ich hab einen Vorschlach gemacht wie das bei den, in dem Geschäftsbereich geht, da war ja eine Landmaschinenfabrik angeschlossen, bei der Fabrik war das in Ordnung, aber im Geschäft, da wollte er uns Samstags, an dem andern Samstag, den wir arbeiten mussten, dann Arbeitszeit ja aufoktroyieren, wo wir keinen öffentlichen Bus mehr bekamen, um nach Hause zu fahren und dann habe ich flott, wie ich da mit dem Mund war, angekündigt, na dann gehen wir mal vor´s Arbeitsgericht und lassen das klären ja, ja, so sind wir auseinander gegangen, und da stand ich dann und wusste gar nit, wie man das macht und der Betriebsrat, die älteren, die wussten das auch nicht, wie man das macht, und ja was mach ich denn jetzt? Wo hole ich mir den Rat? Ach, geh ich zum Domvikar Bokler, das war der Domvikar in Limburg, der die Mannesjugend zu betreuen hatte in der Diözese und der hielt immer Predigten über die sozialen Belange der Arbeitnehmerschaft und im Gegensatz zu dem Domvikar, der also die Frauenjugend zu betreuen hatte. Also hab ich mich aufgemacht und hab, bin zu dem hin, hab gesacht, Herr Domvikar, ich, ich hab da Probleme im Betrieb, ich bin Betriebsrätin, aber ich weiß nicht, wie ich das mache, nachdem ich meinem Chef das Arbeitsgericht angedroht habe. Dann hat der mich gefragt, bist du nit in der Gewerkschaft? Dann hab ich gesacht, nein. Wo gehörst de denn hin? Ja, ich würde in die IG Metall gehören. Ja, und warum bist de nit drin? Dann hab ich gesacht, die is mir zu rot. Dann hat der gesacht, was, die ist dir zu rot? Dann geh hinein und mach se anders. Willy Bokler war das, hat der mir also einen Schuss vor den Bug gegeben und dann bin ich tatsächlich wenige Tage später, es drängte ja dann mit dem Arbeitsgericht, bin ich zum DGB von dem Jean […] Kreisvorsitzenden hatte ich schon gehört und da also auch im katholischen Bereich gehört und da bin ich zu ihm und dann hab ich gesacht, was mein Anliegen is, und dann hat der gesacht, ja, aber du musst in die IG Metall gehen. Ich geb dir hier nen Aufnahmeschein, jetzt gehst de da rein, und wenn dir was nicht gefällt, dann redest du und und versuchst, da dich durchzusetzen. Ja, so bin ich dann in die IG Metall gekommen, auf eine nicht übliche Art vielleicht, aber da war wieder der Punkt, wo ich über die katholische Jugendarbeit auf den richtigen Weg gebracht worden bin, ne?
Christlich-Soziale haben ja ihre Hauptwurzeln in der katholischen und evangelischen Soziallehre, die sind ja irgendwie von geprägt und die können dann auch davon nicht ablassen. Deren Prinzipien, ja, zu vergessen oder zu übergehen und ich hab natürlich festgestellt, dass viele Sozialdemokraten gute Katholiken oder Protestanten waren, ja, kirchenverbunden, aber so ihren letzten gesellschaftlichen Impetus haben die aus dem Spektrum Sozialismus, oder jetzt im guten Sinne ja, und Partei, Sozialdemokratische Partei, wobei auch viele, wobei ich auch sagen muss, dass viele gar nicht so innerlich so nah verbunden mit der Partei waren, sondern, dass die einfach Gewerkschafter waren und handfeste Sacharbeit gemacht haben, ohne nach der Parteidoktrin zu gucken, Gott sei Dank. Sonst gäb´s den DGB nicht mehr, ja. Die meisten machen ganz nüchterne Sacharbeit, dann is es die Frage, ob man, wie eng man mit der Politik verbunden ist, wie viel Kontakte man da hat und wem kann man da die Gewerkschaftsideen sagen und wie, wie bringen die die politischen Ideen in die Gewerkschaft. Also, christlich-sozial ist meines Erachtens einfach die, das Gebundensein an die katholische und evangelische Soziallehre und Sozialethik und daraus abgeleitet politische Konsequenz und das ist ja nun auch der Grund, warum christlich-soziale Gewerkschafter in vielen Dingen quer zur CDU liegen, weil sie sagen, hier verletzt ihr, hier verletzt ihr die Solidarität oder das überseht ihr ja. Und dann an, ansonsten ist das A und O eine handfeste gewerkschaftlische Sacharbeit zu machen. Wenn da ein Problem zu lösen ist in der Politik, dann muss man sich mit diesem Sachverhalt auseinandersetzen, muss auch unter Umständen die historische Entwicklung dieses Sachverhalts sehen und muss Lösungsmöglichkeiten suchen und muss sich damit auseinandersetzen, was hat´s denn bisher schon gegeben, was ist richtich gelaufen, was ist falsch gelaufen, also wo kann´s bessa werden. Das ist die eine Seite, die andere Seite is, wir leben in ner pluralistischen Gesellschaft, wie kommen wir denn alle miteinander aus, ja? Wie weit kann man in der Auseinandersetzung gehen oder wie, oder wann darf man nicht mehr den andern in die Ecke treiben? Und da kommt´s natürlich auch immer darauf an wie viele Leute man im Rücken hat und wenn man da wenige im Rücken stehen hat, dann kann man den Mund nicht so weit aufreißen. Da kann man zwar mit ethischen, mit ethischen Fragen und Problemen argumentieren und Grundsätzen, hehren Grundsätze, aber wenn einem dann die Gefolgschaft nicht da ist, dann kannst de politisch nichts bewirken und dann musst du einfach wieder warten, bis du wieder neu ansetzen kannst und, und das ist aber eine allgemein politische Tugend, die haben die Sozialdemokraten genauso, ja. Und also das sind keine schlechteren Menschen und bessere Menschen wie auch Christlich-Soziale, die menschliche Seite, die is überall, ja.
... aufgrund unserer Erfahrungen, aufgrund der Diskussionen und Beschlüsse auf Frauenkonferenzen haben wir in Bezug auf Familienpolitik immer gesagt, aber die Familien brauchen familienergänzende Einrichtungen, damit die, vor allen Dingen die Mütter, um die ging es ja damals, aus dieser Last befreit werden, wo kommt, wo kann ich denn mein Kind unterbringen? Und da ist die Tendenz der, des konservativen Flügels heute ja noch, gebt den Müttern Geld, damit die ihre Kinder, damit die nit arbeiten gehen und die Kinder erziehen, so und diese Mütter die das gemacht haben, die sind nach fünfzehn Jahren Kindererziehung dann gekommen und haben gesacht, jetzt bin ich fünfendreißich, vierzich, fümenvierzich, ja wo krieg´ ich denn jetzt nen Beruf her? Nicht? Also, also der, wir haben auf den Frauen-, ich hab jetzt grade noch mal einen, eine Quelle gelesen, zweiundfünfzich, zweiundfünfzich ist da ein Beschluss gefasst worden auf ner Frauenkonferenz, man sollte doch den Schulen Kindergärten angliedern, damit eine Verzahnung, also Bildungsbereich is, aber trotzdem ne Trennung ist zwischen Schule und Kinder-, Kindererziehung. So, und, und seitdem predigen wir das Thema der familienergänzenden Hilfe in Form von Ganztagsschulen, ja, das war der Maria ihr Hauptthema und von der Forderung nach, nach mehr Kindergärten, nach anderen Öffnungszeiten in den Kindergärten, nach besserer Qualifizierung der Kindergärtnerinnen und so weiter, ja, alles macht die Frau von der Leyen jetzt und wird dafür gepriesen und wir sind dafür verteufelt worden. […] Mein Haupt- ja, mein Hauptkampf in den Sozialausschüssen war ja, mich mit, mit so konservativen Männern auseinander zusetzen über, über die Probleme der Frauen. Wir haben ja immer, also nein, wir haben über mehrere Sachen schon Streit gehabt ja, über viele arbeitsreschtliche Fragen als die großen Sparmaßnahmen beim Blüm begannen, da haben wir schon heftige Auseinandersetzungen gehabt über über Arbeits- und Sozialgesetzgebung, aber das andere Feld war immer die Familienpolitik beziehungsweise Stellung und Rolle von Müttern und Hilfen für sie. Ja, ich bin da ganz gelassen. Neunzehnhundertachtenfünfzig glaub ich, haben die den, haben wir den Vorschlach gemacht von der Konferenz, also einen Mutterschaftsurlaub, damals Karenzurlaub genannt, sechs Monate, das hat von achten- von achtenvierzisch oder achtenfünfzisch gedauert bis, bis in die siebziger Jahre, da als die Käthe Strobel Ministerin war, da ist also zum ersten Mal der Mutterschaftsurlaub ergänzt worden durch den, Mutterschaftsurlaub nach der Niederkunft ergänzt worden mit den bis auf sechs Monate und da kam die CDU-Regierung – und was haben die gemacht, oder machen wollen dreienachtzich? Einen Monat da weg schneiden und die siebenhundertfünfzisch Mark Geld kürzen um paar Hundert Mark und da hab ich zum, zur Demonstration aufgerufen in Bonn und da warn die wütend über mich, ja, wütend. Blüm und andere. Aber ich hab meine, ich habe meine christlich-soziale Aufgabe darin gesehen, genau hinzugucken, wie geht es dieser Personengruppe, ja? Dass das alles nachher viel Geld kostet, ja mein Gott, der Straßenbau kostet auch viel Geld. Also ich bin sehr zufrieden, dass die Frau von der Leyen das durchgesetzt hat, auch nen anderen Zugang in der Diskussion in der Öffentlichkeit eröffnet hat damit und ich freue mich auch eigentlich, dass die Arbeitsministerin ist, die ist eine zupackende Frau und es wird sich ja noch zeigen von welchen wirklichen sozialen Triebfedern sie getrieben wird, ja, wenn´s bei Hartz IV bei der ganzen Geschichte, das wird sich noch zeigen. Aber isch hoffe, isch hoffe, dass sie da einen vernünftigen Weg geht.
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Irmgard Blättel wurde am 18. Juli 1928 in Elz im Westerwald geboren. Ihr Vater war aufgrund eines Arbeitsunfalls lebenslang erwerbsunfähig. Die Familie war im Katholizismus verwurzelt, früh engagierte sich Blättel in der katholischen Jugendarbeit.

Blättel absolvierte nach der Volksschule ab 1943 nacheinander eine kaufmännische Lehre und eine Lehre zur Buchhändlerin und arbeitete anschließend zunächst in einem Verlag und danach als Kassiererin in einem Landmaschinenhandel. Nachdem sie dort in den Betriebsrat gewählt worden war, trat Blättel in die IG Metall ein.

In der Folgezeit engagierte sich Irmgard Blättel in der DGB-Frauenarbeit und in der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und erhielt 1960 die Möglichkeit, die Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg zu besuchen. 1962 trat sie eine Stelle als Rechtsschutzsekretärin für den DGB Hessen in Frankfurt an und wechselte 1969 in die Frauenabteilung des DGB-Bundesvorstands nach Düsseldorf. Nachdem sie 1972 zunächst die Leitung dieser Abteilung übernommen hatte, wurde Blättel 1980 in den Vorstand gewählt für die Ressorts Frauen, Arbeiter und Handwerk. 1990 schied sie aus dem Amt aus.

Irmgard Blättel, seit 1965 CDU-Mitglied, war außerdem mehrere Jahre stellvertretende Vorsitzende der CDA.

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