Lutz Faßbender

IG Metall
IG Metall
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Betriebsrati
Unternehmeni
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Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Solidaritäti
Die meisten Unternehmer und Manager, die ich kenne, sind nun mal die BWLer oder die Leute, die irgendwo aus der Zahlenwelt kommen, die aus den Managementideen heraus kommen, die in erster Linie sich Kennzahlensysteme aufbauen und anhand dieser Kennzahlensysteme versuchen, Dinge zu bewerten und zu gucken, ob se gut oder schlecht sind. Für mich is es wichtich, Dinge zu bewerten aus der Perspektive des Menschlichen, das heißt, für mich is es immer dieser Leitsatz, der Mensch steht im Mittelpunkt, wichtich, genauso wie Märkte sind für Menschen da und nicht anders rum. Das heißt, wenn ich, wenn ich eine Unternehmung habe, muss doch für mich auch als Unternehmer im Mittelpunkt stehen, dass das, was ich tue, zur Gesellschaft und zum Menschen und nicht anders rum. Und da sehe ich eigentlich meine, meine erste Pflicht als Betriebsrat, dafür zu sorgen, dass bei allem unternehmerischen Denken der Mensch nicht hinten runter fällt, sondern hier auch, wenn´s sein muss, auch laut zu werden und zu sagen, passt auf, Freunde, das, was ihr da macht, is mittelfristich in der Nachhaltigkeit der falsche Wech, weil da fallen die Menschen hinten runter. Die Menschen braucht ihr aber, um in der heutigen Zeit gerade in Deutschland innovative und qualitativ hochwertige Güter zu produzieren und überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben. Weil, ich glaub, es darf in Deutschland eigentlich keine Frage mehr sein, dass wir über Lohndumping keine Wettbewerbsfähigkeit mittelfristich sichern, sondern die sichern wir nur dadurch, dat wa hohe Qualität haben, hohe Innovation haben und hohe Wertschöpfung haben und dafür brauchen wir die Menschen.
Christlich-sozial heißt, ja, das ist in Worte zu fassen immer ne schwierige Sache. Ich bin absolut überzeucht von der Idee der Subsidiarität und das is immer das, was mich so nen bisschen stört an diesen anderen Ideologien. Entweder die nur in die eine oder in die andere Richtung gehen. Für mich hat ne Medaille immer zwei Seiten. Die eine Seite ist die Subsidiarität und die andere ist die Solidarität. Ich kann die beiden Seiten nicht trennen, weil wenn ich dazu übergehe alles nur noch subsidiar zu sehen, laufe ich natürlich in Gefahr, dat irgendwann die kleinsten Einheiten der Gesellschaft nicht mehr in der Lage sind, sich selber aus... am Schopf ausm Dreck zu ziehe. Das heißt, ich brauche auf der Seite wiederum die Solidarität derer, die Kraft haben, diese Menschen oder diese gesellschaftlichen Gruppen zu fördern und nach vorne zu bringen und deswegen kann ich´s nicht trennen. Ich musste mich schon in DGB, in DGB-Kreisvorstandssitzungen anfeinden lassen, dat wir ja alles versuchen mit der Subsidiarität zu regeln, und dat einzige Gebot der Welt sei ja die Solidarität. Und man kriecht´s diesen Leuten unheimlich schwer vermittelt, dass ich diese Dinge nicht auseinander reißen kann. Genauso wie es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern es gibt ne riesen Farbpalette dazwischen und wenn ich gesellschaftlich auch nach den Wertevorstellungen eines Christen oder nach der, nach der Überzeugung von Jesus Christus in diesem Land irgendetwas bewegen will, dann kann ich mich ja immer nur an dem kleinsten Glied, nämlich an dem Einzelindividuum orientieren. Dat heißt, das Einzelindividuum muss mal erst gucken, was mach ich mit meinen Fähigkeiten, was mach ich mit meinem Können, wie kann ich das umsetzen? Jeder hat Talente, jeder Mensch is individuell, so und diese Individualität in nen Gesamtgefüge rein zu bringen, weil, ich glaub, dat is die große Kunst der christlich-sozialen Bewegung ja, diese, diese liberale Individualisierung, wo nach dem Motto, wo jeder an sich denkt, da is an alle gedacht, dat hat man, glaube ich, jetzt gesehen durch die Finanzmarktkrise, is eigentlich dat wat höchstens die ganze Welt ins Chaos stürzt, genauso wie dieser kollektivistische Anspruch der Sozialisten den Menschen als Individuum völlich außer Betracht lassen. Und dat sind für mich die Dinge, die ich immer versuche, mit meinem christlich-sozialen Bild wiederzugeben. Ich weiß zwar nicht, ob´s so deutlich rüber kommt, wat ich damit meine, aber das is so das, was in meinem Kopf so vorschwebt. Also ich bin grundsätzlich mal erst für mich selber verantwortlich und wenn ich dazu nicht mehr in der Lage bin, dann muss ich die Gemeinschaft haben, die mich dann fördert und stützt.
Also ich bin ganz normal zur Grundschule gegangen in Remscheid Hörsten, habe dort aufgrund ner längeren Erkrankung die vierte Klasse freiwillich wiederholt, weil ich unbedingt auf´s gleiche Gymnasium wollte wie meine Schwester, war also fünf Jahre in dieser Grundschule, bin dann auf´s Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium ge-kommen. Das war relativ interessant zu der damaligen Zeit, ich hab´s ja jetzt eben schon kurz erwähnt, dass es erst etwa ein, zwei Jahre, bevor ich dahin kam, geöffnet worden zu nem gemischten Gymnasium, vorher war es nen reines Jungengymnasium. Dadurch fand ich´s damals schon irgendwie unheimlich spannend, diese ganzen Spagate, die man damals schon machte, es gab nur eine Umkleide zum Beispiel im Sportsaal und die Umbaumaßnahmen warn im vollen Gange, von daher hat man immer irgendwie so die Trennung zwischen Mädels und Jungs trotzdem da behalten. Fand ich am Anfang unheimlich spannend. Ich weiß auch nich, hat sich irgendwie bei mir festgesetzt. Ja, dann hab ich in der sechsten Klasse angefangen, in der Schülervertretung mitzuwirken, wo ich dann auch wirklich bis zu meinem Abschluss geblieben bin, im Kulturressort. Warn, wir warn ne sehr aktive Schülervertretung zu der damaligen Zeit, hatten auch starke Kontakte zur Landesschülervertretung damals. Wat für mich sehr prägend war, war damals die Reform der Schul-, hier der, die Schulgesetzgebung in NRW, jetzt hab ich vergessen, wie´s hieß. Is auch schon zu lange her. Auf jeden Fall warn das die ersten Zeiten wo ich dann auch schon mit Streiks in Berührung gekommen bin, weil da ham wir als Schüler und grad als Schülervertreter angefangen, gegen diese Reform zu streiken. Ja, war Mitglied in der Schulkonferenz, ab der siebten Klasse glaub ich, und bin im Grunde genommen da drüber dann über Klassenkameraden in eine Einrichtung gekommen, die nannte sich damals Aktion Jugendtreff, AJT, das war nen Jugendzentrum bei uns in Remscheid ziemlich zentral gelegen und war dann da sehr engagiert, also entweder war ich in der Schule oder im AJT, ansonsten haben mich meine Eltern fast nie gesehen, dat hat wie gesacht so mit dreizehn, vierzehn so richtich aktiv angefangen, hab da also auch aktiv Jugendarbeit mitgemacht und in diesem, in diesem Jugendzentrum, das war halt sehr links, politisch links geprägt und dadurch hatte ich dann auch die ersten Kontakte zur damals zu Voran, das war ne Zeitung aus dem sozialistischen Milieu, die wurde auch in Remscheid aufgelecht, hatte dann da teilweise auch so nen bisschen mitgemacht, hab angefangen, Karl Marx zu lesen und Liebknecht und wat halt alles damals dazu gehörte, warn ja auch alles wunderschöne Utopien und irgendwie hat mir aber immer was gefehlt. Also man hat immer versucht, mich zu den Jusos hinzukriegen oder sogar damals zum... wie hießen se noch? MPLD, ne MLPD Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands und haste nich gesehn? Viele viele von den Werten, für die die standen, fand ich toll, aber irgendwie wie gesacht, dat is mir heute oder als ich halt älter war, dann erst klar geworden, wat mir immer abging bei diesen ganzen sozialistischen, kommunistischen und auch anarcho-syndikalistischen Ideen, die damals aufgebaut wurden, war einfach der Mensch. Irgendwie schauten die immer nur auf´s Ganze und jeder musste gleich sein und irgendwie hatte ich´s überhaupt nich mit Gleichsein, weil ich war eigentlich immer irgendwie anders und von daher hat mich immer dieser Denkansatz gestört und deswegen bin ich da nie in politische Parteien eingetreten. Ich hab zwar sehr viel mit denen gemeinsam gemacht, ich hab auch von neunzehnhundertachtzich an an den Friedensdemos mit teilgenommen in Bonn damals ja noch, ich war mit bei der ersten Hausbesetzung neunzehnhundertachtzich in der Bahnhofstraße elf in Remscheid, bin dann da aber auch nach zwei Jahren, zwei Tagen ziemlich spontan wieder ausgezogen weil mir die Leute da nen bisschen zu radikal waren. Ja, und so zog sich dat eigentlich durch die ganze Zeit hindurch und so, im Grunde genommen so ab der siebten Klasse, beziehungsweise Ende der sechsten Klasse, Anfang der siebten Klasse schälte sich für mich auch schon raus, so dieser Widerspruch zwischen sozialistischem Gedankengut damals und christlichen Überzeugungen. Deswegen hatte ich ja auch mit dem Ende der sechsten Klasse für mich entschieden, ich werde Latein nehmen als zweite Fremdsprache, um dann entweder, für mich gab´s zwei Möglichkeiten, Theologie oder Jura zu studieren, beides brauchte halt zu der Zeit noch Latein. Hab dann auch die Bibel zum größten Teil gelesen, fand also unheimlich viele Dinge aus der Bibel heraus schon faszinierend und war immer für mich selber mich am streiten, irgendwie is doch dat, wat da drin steht, im Kern dat, wat die Sozialisten fordern, aber irgendwie verteufeln die trotzdem dauernd dat Christentum, also ich hatte da irgendwo so meine, meine Findungsprobleme und bin heute Gott sei Dank mehr in die christliche Richtung aber geblieben.
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Lutz Fassbender wurde am 8. Juni 1966 in Wermelskirchen geboren. Bereits während der Schulzeit engagierte er sich in der Schülervertretung und im örtlichen Jugendzentrum. Das Gymnasium verließ er 1983 nach der Mittleren Reife, um eine Ausbildung zum Elektroinstallateur zu beginnen. Danach absolvierte er seinen Grundwehrdienst und verpflichtete sich als Zeitsoldat. In dieser Phase war er auch Mitglied des Deutschen Bundeswehrverbandes.

Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr war Fassbender in seinem erlernten Beruf für verschiedene Betriebe tätig, ehe er 1993 bei einem mittelständischen Unternehmen in Radevormwald eine Stelle annahm. Berufsbegleitend bestand er die Meisterprüfung.

In die IG Metall trat Fassbender 1992 ein. 2001 wurde er in den Betriebsrat, 2008 schließlich zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Außerdem war er für die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA), in die er 2006 eintrat, den DGB und die örtliche evangelische Kirche aktiv. Fassbender ist Mitglied der CDU.

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