Also ich bin ganz normal zur Grundschule gegangen in Remscheid Hörsten, habe dort aufgrund ner längeren Erkrankung die vierte Klasse freiwillich wiederholt, weil ich unbedingt auf´s gleiche Gymnasium wollte wie meine Schwester, war also fünf Jahre in dieser Grundschule, bin dann auf´s Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium ge-kommen. Das war relativ interessant zu der damaligen Zeit, ich hab´s ja jetzt eben schon kurz erwähnt, dass es erst etwa ein, zwei Jahre, bevor ich dahin kam, geöffnet worden zu nem gemischten Gymnasium, vorher war es nen reines Jungengymnasium. Dadurch fand ich´s damals schon irgendwie unheimlich spannend, diese ganzen Spagate, die man damals schon machte, es gab nur eine Umkleide zum Beispiel im Sportsaal und die Umbaumaßnahmen warn im vollen Gange, von daher hat man immer irgendwie so die Trennung zwischen Mädels und Jungs trotzdem da behalten. Fand ich am Anfang unheimlich spannend. Ich weiß auch nich, hat sich irgendwie bei mir festgesetzt. Ja, dann hab ich in der sechsten Klasse angefangen, in der Schülervertretung mitzuwirken, wo ich dann auch wirklich bis zu meinem Abschluss geblieben bin, im Kulturressort. Warn, wir warn ne sehr aktive Schülervertretung zu der damaligen Zeit, hatten auch starke Kontakte zur Landesschülervertretung damals. Wat für mich sehr prägend war, war damals die Reform der Schul-, hier der, die Schulgesetzgebung in NRW, jetzt hab ich vergessen, wie´s hieß. Is auch schon zu lange her. Auf jeden Fall warn das die ersten Zeiten wo ich dann auch schon mit Streiks in Berührung gekommen bin, weil da ham wir als Schüler und grad als Schülervertreter angefangen, gegen diese Reform zu streiken. Ja, war Mitglied in der Schulkonferenz, ab der siebten Klasse glaub ich, und bin im Grunde genommen da drüber dann über Klassenkameraden in eine Einrichtung gekommen, die nannte sich damals Aktion Jugendtreff, AJT, das war nen Jugendzentrum bei uns in Remscheid ziemlich zentral gelegen und war dann da sehr engagiert, also entweder war ich in der Schule oder im AJT, ansonsten haben mich meine Eltern fast nie gesehen, dat hat wie gesacht so mit dreizehn, vierzehn so richtich aktiv angefangen, hab da also auch aktiv Jugendarbeit mitgemacht und in diesem, in diesem Jugendzentrum, das war halt sehr links, politisch links geprägt und dadurch hatte ich dann auch die ersten Kontakte zur damals zu Voran, das war ne Zeitung aus dem sozialistischen Milieu, die wurde auch in Remscheid aufgelecht, hatte dann da teilweise auch so nen bisschen mitgemacht, hab angefangen, Karl Marx zu lesen und Liebknecht und wat halt alles damals dazu gehörte, warn ja auch alles wunderschöne Utopien und irgendwie hat mir aber immer was gefehlt. Also man hat immer versucht, mich zu den Jusos hinzukriegen oder sogar damals zum... wie hießen se noch? MPLD, ne MLPD Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands und haste nich gesehn? Viele viele von den Werten, für die die standen, fand ich toll, aber irgendwie wie gesacht, dat is mir heute oder als ich halt älter war, dann erst klar geworden, wat mir immer abging bei diesen ganzen sozialistischen, kommunistischen und auch anarcho-syndikalistischen Ideen, die damals aufgebaut wurden, war einfach der Mensch. Irgendwie schauten die immer nur auf´s Ganze und jeder musste gleich sein und irgendwie hatte ich´s überhaupt nich mit Gleichsein, weil ich war eigentlich immer irgendwie anders und von daher hat mich immer dieser Denkansatz gestört und deswegen bin ich da nie in politische Parteien eingetreten. Ich hab zwar sehr viel mit denen gemeinsam gemacht, ich hab auch von neunzehnhundertachtzich an an den Friedensdemos mit teilgenommen in Bonn damals ja noch, ich war mit bei der ersten Hausbesetzung neunzehnhundertachtzich in der Bahnhofstraße elf in Remscheid, bin dann da aber auch nach zwei Jahren, zwei Tagen ziemlich spontan wieder ausgezogen weil mir die Leute da nen bisschen zu radikal waren. Ja, und so zog sich dat eigentlich durch die ganze Zeit hindurch und so, im Grunde genommen so ab der siebten Klasse, beziehungsweise Ende der sechsten Klasse, Anfang der siebten Klasse schälte sich für mich auch schon raus, so dieser Widerspruch zwischen sozialistischem Gedankengut damals und christlichen Überzeugungen. Deswegen hatte ich ja auch mit dem Ende der sechsten Klasse für mich entschieden, ich werde Latein nehmen als zweite Fremdsprache, um dann entweder, für mich gab´s zwei Möglichkeiten, Theologie oder Jura zu studieren, beides brauchte halt zu der Zeit noch Latein. Hab dann auch die Bibel zum größten Teil gelesen, fand also unheimlich viele Dinge aus der Bibel heraus schon faszinierend und war immer für mich selber mich am streiten, irgendwie is doch dat, wat da drin steht, im Kern dat, wat die Sozialisten fordern, aber irgendwie verteufeln die trotzdem dauernd dat Christentum, also ich hatte da irgendwo so meine, meine Findungsprobleme und bin heute Gott sei Dank mehr in die christliche Richtung aber geblieben.