Und ich war dann eben auch so in dem Alter, 19, 20, als ich dann in die Gewerkschaft ging. Und das war für mich auch wichtig. Also, das war nicht nur, weil ich bei der Post war, sondern es war auch in meinem Bewusstsein klar: Man muss schon sich politisch engagieren und man muss … Und eine Gewerkschaft war gut. Nicht unbedingt Walter Sickert hier in Berlin als DGB-Vorsitzender, der galt sozusagen als absolut rechts außen, was er auch war. Aber so meine Postler, das waren so … Die waren auch in ihrem eigenen Bewusstsein immer so die Proletarier des öffentlichen Dienstes, verdienten wenig, Struktur war einfacher Dienst, waren eigentlich arm wie eine Kirchenmaus, brauchten alle einen Zweitjob und so. Und waren sehr normale, anständige Menschen, die eigentlich versuchten, sozusagen einigermaßen normal durchs Leben zu kommen. Aber wussten alle, sie können in ihrem Leben keine großen Sprünge machen, aber sie wollten eben als anständige Menschen durchkommen. Und das war so, wenn man so will, die gewerkschaftliche Prägung, die ich gekriegt habe in der Zeit. Und eben, dass die sich um mich kümmerten. Das war eine besondere Form von Solidarität. Die haben gesagt, Junge, ach, du hast wieder mal kein, du weißt nicht, wo es morgen weitergeht, wir besorgen dir mal wieder einen Job. Das war … Ich habe dann in dieser Zeit, in diesen sechs, sieben Jahren, als ich da war, dann auch alles gemacht. Also, ich habe Schalter gemacht, habe Telegrafenzustellung gemacht, Briefkastenleerung gemacht, Paketverteilung gemacht, Paketzustellung gemacht und, und, und. Und damals meine Haupttätigkeit bestand darin, dass wir immer den Passierschein aus Berlin, die kamen immer, damals schickten die Leute die, weil sie sicher sein wollten, per Eilboten/Einschreiben. Das heißt, die gingen dann immer zum Telegrafen, Telegrafendienst, ich habe auch damals noch Telegramme zugestellt mit Kündigungen und so, und Schmugglertelegramme und so, alles, was damals sozusagen State of the Art war. Aber das Hauptgeschäft war eben, was wir Osttüten nannten. Osttüten waren Briefumschläge mit Briefmarken aus der DDR, wo Einschreiben/Eilboten drauf stand, und da waren immer die Passierscheine drin. Weil, die Leute beantragten die in Ostberlin und dann schickten die die rüber und die waren meistens relativ kurzfristig, die hatten immer nur eine Frist von zwei, drei Tagen. Ja, und mein Geschäft war also Osttüten zustellen und auch mal lebende Tiere zustellen. Also, aus meiner Post-Zeit kann ich wochenlang Anekdoten erzählen. Lassen wir jetzt mal weg, sondern ich wollte eigentlich mehr zu mir kommen. Aber es war klar, ich war dann Gewerkschaftsmitglied und dann war es für mich auch klar, weil ich ja auch Schulsprecher war und so, dass ich dann auch was mache. Und dann habe ich denen gesagt, was machen wir dann, dann haben die gesagt, na ja, du kannst erst mal einen Bildungsvertrauensmann machen und so. Und ich habe auch 1974 den großen Streik im öffentlichen Dienst mitgemacht, wir waren pottsauer, dass wir nicht streiken durften, das war, weil die oberste Arbeitskampfleitung gesagt hat, ihr seid noch nicht dran. Und wir wollten eigentlich, aber wir durften nicht. Aber dann war auch klar, wenn die oberste Arbeitskampfleitung – ich war es dann später selbst –, wenn die oberste Arbeitskampfleitung sagt, das passiert nicht, dann passierte es auch nicht. Danach richtete man sich, so.