Peter Praikow

Deutsche Postgewerkschaft
Deutsche Postgewerkschaft
Video 1 – 4:55
Betriebsgewerkschaftsleitungi
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)i
IG Transport- und Nachrichtenweseni
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)i
Wiedervereinigungi
Video 2 – 2:21
Betriebsgewerkschaftsleitungi
Deutsche Postgewerkschaft (Ost)i
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)i
Wiedervereinigungi
Video 3 – 1:44
Betriebsversammlungi
Christliche Gewerkschafti
Gut, also 1960 in Lieberose geboren, das ist südöstlich, so knapp 100 Kilometer südöstlich von Berlin, also ehemals DDR. Eltern: Vater bei der Post beschäftigt – hat dann auch meinen späteren Berufsweg ein bisschen geprägt – meine Mutter im Handel tätig, als Verkäuferin, also ganz normale, einfache Verhältnisse. Ende der sechziger Jahre ging es nach Berlin, weil sich bei den Eltern das arbeitsmäßig so ergeben hatte. 1976, also nach zehnjähriger Schulausbildung, habe ich die Ausbildung als Fernmeldebaumonteur begonnen, eine zweijährige Berufsausbildung zum Facharbeiter. Im zweiten Lehrjahr hatte ich dann einen schweren Autounfall und konnte sozusagen den Beruf in der Form nicht mehr ausüben, weil das war zur damaligen Zeit, gab es ja noch kein Glasfaser, das waren ja noch die dicken, schweren Kabel mit Bleiummantelung. Es war auch eine ziemlich schwere körperliche Arbeit. Damals hatte man mir angeboten als Ausbilder tätig zu sein an der Berufsschule von der Deutschen Post in Berlin. Das Angebot, nachdem ich dann fertiggelernt hatte, habe ich dann auch angenommen. Ja und so kam dann immer eins zum andern: „Ja, wenn du jetzt hier bei uns Ausbilder bist, dann musst du natürlich auch studieren und wenn du studieren willst, dann musst du natürlich auch in der Partei sein, gehört sich ja alles so“, war für mich aber auch kein Thema, weil ich war in dem Land großgeworden und es war halt von der persönlichen Einstellung her für mich auch nicht das Problem in der Partei zu sein, also in der SED zu sein. Es ist halt, wenn man da von klein auf so geprägt wird, auch vom Elternhaus her, ist das halt nicht ungewöhnlich. Ja, Studium, ziemlich anstrengendes Studium, das Fernmeldetechnik-, also technische Studium und als ich wiederkam vom Studium, war dann auf einmal das Thema, das erste Geld was man so bekommt nach einem ziemlich harten Studium, war weniger wie vorher. War ja nicht ungewöhnlich in der damaligen DDR, dass der Facharbeiter halt ein bisschen mehr verdient hat, wie derjenige, der sich da auf der Schulbank ein bisschen länger rumgedrückt hat. Da sind dann irgendwelche Zuschläge, „Bleigeld“ und so weiter und so fort und da war ich natürlich dann ziemlich sauer und da kam eine Kollegin und die meinte: „Hör´ mal, du bist doch hier immer so engagiert gewesen, bei den Studenten schon, hast du dich als Studentensprecher von der Seminargruppe warst du unterwegs. Hier hast du in der Betriebsgewerkschaftsleitung mitgemacht, hast dich da für die jungen Leute eingesetzt. Willst du nicht bei der Industriegewerkschaft Transport und Nachrichtenwesen anfangen?“ Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt, eine Industriegewerkschaft. Ich kannte immer nur den FDGB. Ja und aufgrund der Situation, weniger Geld wie vorher nach so einem harten Studium und da war irgendwie so ein Wechsel angesagt. Und da dachte ich: „Na gut, warum nicht!“ Und so kam es, dass ich 1984 bei der Industriegewerkschaft Transport und Nachrichtenwesen angefangen habe. Was war dann der erste Teil, den ich da gemacht habe: Neuererwesen, so was gab es ja damals in der DDR. Und im Verlauf der Zeit war ich dann für Jugendarbeit zuständig. In dem Rahmen hatte ich dann auch Kontakt mit Heide Büttner und wir waren eigentlich schon so reichlich vor der Wendezeit schon unterwegs und haben überlegt: „Ja was ist denn das eigentlich für eine Jugendarbeit, die wir hier machen?“ Einmal läuft das ja vor allen Dingen bei der FDJ und zum anderen ist eigentlich das, was wir hier im gewerkschaftlichen Kreis machen, eher so ja wahlpolitisch und wenig konkret. Und wir hatten schon die ersten Ansätze zu überlegen, dort andere neue Ansätze zu finden. Was zur damaligen Zeit eigentlich schon bemerkenswert war. Allerdings kam dann ja auch relativ zügig die Wende. So kamen wir nicht in Versuchung da groß aufzufallen, weil wir da uns ein Stück andere Sachen überlegt hatten, wie man Gewerkschaftsarbeit machen könnte, auch außerhalb FDJ und der sehr schmalen Herangehensweise, die innerhalb der ostdeutschen Gewerkschaftsbewegung da angesagt war.
Ich habe lange bevor die DPG (Ost) gegründet war, war ich schon unterwegs und habe BGL-Vorsitzende da gehabt, wo wir besprochen haben, was passiert denn da jetzt. Da haben wir schon lange verabredet, da habe ich denen schon gesagt: „Passt auf, Zahlung einstellen! Ihr könnt die Marken kleben und das Geld einsammeln, aber das Geld bleibt bei euch. Das geht nicht mehr an den FDGB! Und in ungefähr sechs, acht Wochen schicke ich euch eine Kontoverbindung und da geht das Geld hin. Schluss mit dem FDGB, machen wir nicht mehr!“ Da waren wir noch gar nicht gegründet. Die Rede habe ich noch irgendwo. Und das war übrigens ... Das hat uns am Ende, glaube ich, mehrere Millionen gekostet, weil da gab es die, nach der Wende diese Arbeitsgruppe zur Aufklärung von Verbrechen der Massenorganisationen et cetera. Und da ist dann festgestellt worden ... Nein, Aufklärung von Vermögen der Parteien und Massenorganisationen, was passiert mit den Vermögensgegenständen und so weiter und so fort. Und dazu zählte ja auch sozusagen die Postgewerkschaft (Ost), die sie da untersucht haben: Was lassen sich für Ansprüche ableiten, weil man da politisch sich links- oder rechtslang verhalten hat? Und als das FDGB-Vermögen sozusagen nachvollzogen wurde, wem gehört denn da was, hat man festgestellt, dass eigentlich die Postgewerkschaft zu Unrecht Geld eingesammelt hat, weil da gab es ja noch den FDGB und noch gar nicht die Postgewerkschaft. Und deshalb musste die DPG (West) bei der Auflösung des Vermögens der DPG (Ost), ich glaube, damals auf fünf Millionen DM verzichten, weil sie genau dies raus gepopelt haben und dieses Geld hochgerechnet haben, was sozusagen aus dem Topf des FDGBs dann gefehlt hat.
Da kann ich mich erinnern, dass es sogar eine gemeinsame Veranstaltung gab, mit dem Hauptvorstand DPG (West), dass van Haaren hier war, dass wir drüben waren beim Hauptvorstand, also der gesamte geschäftsführende Hauptvorstand und dass es eine sehr enge Zusammenarbeit gab hinsichtlich dem, wie sich die Deutsche Bundespost aufgestellt hat, eine Abstimmung über Prozesse, die da laufen, ja, bis hin zur ökonomischen Unterstützung. Sie haben ja selber gesagt, es gab dann auch das Büro hier am Hackeschen Markt, hieß es, ja am Hackeschen Markt war so ein Büro, wo Rolf Johanning und Klaus-Dieter Zemlin mit unterwegs waren, die sozusagen auch eine direkte Unterstützung, auch eine inhaltliche Unterstützung gewährleistet haben. Also ich kann mich gut erinnern, Klaus-Dieter Zemlin, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Postgewerkschaft im Ruhestand, war unterwegs, mit dem war ich selber auf Betriebsversammlungen. Die Christliche Gewerkschaft Post hat sich ja dann hier auch versucht zu etablieren, wo er halt aus seinen Erfahrungen mit den christlichen Gewerkschaften in Westdeutschland, hier in Ostdeutschland sozusagen berichtet hat, wodurch es nicht zuletzt auch gelungen ist, sozusagen da die Trittbrettfahrer hier im Osten ein bisschen klein zu halten. Also da gab es eine sehr ausgeprägte und enge Zusammenarbeit.
Herunterladen Drucken

Peter Praikow wurde am 5. Februar 1960 in Lieberose in der Nähe von Cottbus geboren. Seine Berufsausbildung zum Facharbeiter für Fernmeldebau schloss er 1978 ab und arbeitete danach bis 1984 als Lehrausbilder an der Berufsschule der Bezirksdirektion Berlin der Deutschen Post. Sein 1979 begonnenes Studium an der Fachhochschule der Deutschen Post in Leipzig beendete er 1983 mit dem Abschluss als Diplomingenieur für Technik und Technologie des Fernmeldewesens.

Von 1984 bis 1990 arbeitete Praikow als Gewerkschaftssekretär beim Zentralvorstand der IG Transport und Nachrichtenwesen. Seit 1986 war er zudem Mitglied des Sekretariats des Zentralvorstandes. Im März 1990 wurde er zum Vorsitzenden der in der DDR neu gegründeten Deutschen Postgewerkschaft gewählt, in dieser Eigenschaft war er auch Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des FDGB. Im Mai 1990 wurde er Mitglied des FDGB-Sprecherrates, dem neuen, provisorischen Führungsgremium des FDGB.

Nach der Deutschen Einheit war Praikow bis 1993 Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der DPG und danach Abteilungsleiter in der DPG-Hauptverwaltung in Frankfurt/Main. Mit der Gründung von ver.di übernahm er verschiedene Funktionen auf Bereichsleiterebene in der ver.di-Bundesverwaltung. Seit Juni 2012 ist Praikow ver.di-Bundesfachbereichsleiter der Fachgruppe Telekommunikation.

Herunterladen Drucken