Regina Klefler

IG Bauen-Agrar-Umwelt
IG Bauen-Agrar-Umwelt
Video 1 – 4:40
Angestelltei
Arbeiter_ini
Betriebsgewerkschaftsleitungi
Kombinatsgewerkschaftsleitungi
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)i
Video 2 – 3:16
Betriebsrati
Unternehmeni
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)i
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)i
Video 3 – 0:59
Mitgliederwerbungi
Ich war natürlich organisiert in der Gewerkschaft, in der DSF (Deutsch-Sowjetischen Freundschaft) und war aber in keiner Weise irgendwo Funktionär, das heißt also, ich war nicht Gewerkschaftsfunktionär und hatte diesbezüglich keine Funktion. Ich war organisiert im Demokratischen Frauenbund Deutschlands und bin über den Demokratischen Frauenbund Deutschland 1970, ungefähr so, gewählt worden in die Stadtverordnetenversammlung Gera. Das war ja so in der DDR, dass also aus unterschiedlichen Gremien Leute gewählt werden konnten, also jeder hatte Mandate. Damals war ich nicht in der SED, also ich hatte das Mandat rein über den Demokratischen Frauenbund. Ja, das war also eine meiner gesellschaftlichen Funktionen, die ich dann übernommen hatte, aber wie gesagt, nicht in der Gewerkschaft, also auf der Gewerkschaftsebene. Als unser KGL-Vorsitzender im Straßen-, Brücken-, Tiefbaukombinat in Rente ging, hat man sich überlegt: „Wer könnte das machen? So wer könnte in diese Fußstapfen des Mannes treten?“ Und dann gab es drei verschiedene Kandidaten, die da ausgesucht wurden und unter anderem hat man mich gefragt. Also ich hatte bis dato durch meine Abgeordnetentätigkeit viele Kontakte auch zum Kombinatsdirektor, weil wenn es im Wohngebiet irgendwas zu regeln gab, sei es ein Gehweg musste repariert werden, oder irgendwas, dann bin ich zum Kombinatsdirektor und habe gesagt: „Hören Sie zu, Herr Hesse, wie sieht´s denn aus, können Sie uns da unterstützen?“, und das hat der dann auch gemacht. So dass also praktisch die Abgeordnetentätigkeit mit der Kombinatstätigkeit in punkto übergeordnete Leitung, also Leitung Kombinatsdirektor, eine gute war, und er das also auch unterstützt hat. So, und deswegen ist man dann bei der Frage der Wahl des KGL-Vorsitzenden auf mich gekommen. Und ich habe dann erst mal die Hände gehoben und habe gesagt: „Das kann ich ja gar nicht machen, hab´ noch nie Gewerkschaftsarbeit gemacht.“ Und man hat dann aber auch von den BGL´s, die Kombinatsgewerkschaftsleitung war die übergeordnete Leitung von neun Betriebsgewerkschaftsleitungen im Kombinat, und auch die haben dann zusammengesessen und haben überlegt: „Wen könnte man denn nehmen?“ Von diesen wollte das niemand machen. Damals wusste ich noch nicht, dass das ja Ursachen hat, ja. Und dann habe ich letztendlich mit meiner Familie gesprochen, weil es ja auch wieder sehr viel Arbeitszeit nach der normalen, regulären Arbeit war. Und mein Mann hat dann gesagt: „Naja, wenn dir das gefallen würde, musst du es halt machen.“ Muss ich dazu sagen: Bis 1983 war ich ja parteilos, hatte allerdings schon mal in den siebziger Jahren einen Antrag gestellt, auf Eintritt in die SED. Dieser Antrag ist abgelehnt worden, weil ich ja Angestellte war, und in der SED es immer so einen Schlüssel gab Arbeiter zu Angestellten, und da der Schlüssel im Moment so ausgereizt war, dass Angestellte nicht aufgenommen wurden, wurde das damals abgelehnt. So, und ich hatte dann aufgrund auch meiner Abgeordnetentätigkeit den Antrag nochmal gestellt und habe gesagt: „Ich muss einfach wissen, was da los ist.“ Weil es gab ja auch schon so Unruhen so Mitte der achtziger Jahre, gab es ja auch schon mal so bestimmte Sachen, wo man gesagt hat: „Also damit sind wir nicht mehr zufrieden und hier muss doch was verändert werden.“ Und dann habe ich, mein Mann war in der SED und dann hat der immer gesagt: „Warum willst´ denn dir, das antun?“ Und ich habe gesagt: „Ich weiß ja nicht, was da los ist. Ich weiß überhaupt nicht, was die da machen. So Schule der sozialistischen Arbeit bei der Gewerkschaft war die eine Seite, aber da wurde ja nicht das alles gesagt, was so im Parteilehrjahr gesagt wurde. Naja, und dann habe ich, wie gesagt, den Antrag nochmal gestellt und dann wurde ich, das war auch ´84, Anfang bis Mitte ´84 in die SED aufgenommen.
Besonders interessant war der Kontakt zu den Kollegen aus Bayern. Was wir von Ihnen gelernt haben, war interessant. Ein Beispiel fand ich damals so richtig schön, richtig gut, es waren ja dann Wahlen, Bundestagswahlen in ´91 oder ´90 sogar und da waren die Kollegen hier und haben ja so ein bisschen Wahlkampf gemacht. Ich sage mal ein bisschen Wahlkampf gemacht für die SPD. Unsere Leute waren aber sehr CDU-vernarrt, in manchen Regionen ganz extrem. Und da haben dann die Kollegen gesagt: „Na, passt mal auf, was euch erwartet, wenn ihr das wählt.“ Und das ist dann natürlich dann auch eingetreten. Das fand ich mal wirklich so ... Als Beispiel, der Kollege hat immer wieder betont, was passiert, wenn ihr den wählt, also wenn ihr CDU wählt und genau das ist dann auch passiert. So und dann haben wir natürlich gesagt: „Seht ihr, hättet ihr mal auf den Kollegen gehört!“ Das war übrigens der Kollege Feiger, der jetzt hier auch Bundesvorstandsmitglied bei uns ist, in Frankfurt. Der hatte da wirklich eine eindringliche Rede gehalten. Naja, ansonsten war diese „Gelbe-Karten-Aktion“ natürlich schon ein Highlight für sich, das war ja wirklich ... Wir sind ja jeder Karte hinterher getobt, um die Mitglieder zu halten. Und die ersten Betriebsratswahlen, die annulliert wurden, das war für mich auch so ein Highlight. Also Betriebsratswahlen durchgeführt, so nach DDR-Recht, so im Halbdunklen, das war schon interessant und ich fand es dann auch sehr interessant, dass nach den ersten Wahlen, die dann in einigen Betrieben waren, bei den zweiten Wahlen viele gar nicht mehr kandidiert haben, wo sie dann also richtig nach Recht und Gesetz gemacht wurden. Das fand ich auch so ein bisschen bemerkenswert. Das waren dann auch oft Leute, die vorher die große Revolution machen wollte, und die aber dann auch gemerkt haben: „Ah, Betriebsrat, das ist ja wirklich auch was mit Arbeit und da muss ich ja auch Farbe bekennen, und da muss ich mich auch mit dem Unternehmen auch mal auseinandersetzen, wenn ich es richtig machen will.“ Und die Leute waren dann plötzlich verschwunden, wo wir sie dringend gebraucht hätten in der Phase. Ja, das war auch so ziemlich interessant. Und dann fand ich noch interessant, dass ich ... wir haben ja dann auch gleich noch fusioniert, wir sind ja nicht nur Bezirksverband Gera geblieben, sondern Altenburg kam ja dann in der ersten Delegiertenkonferenz gleich zu uns dazu. Das Altenburger Land, das war ja vorher eine eigene Geschäftsstelle. Und dann hatte ich natürlich zu den Wahlen im Februar gleich zwei Gegenkandidaten. Das fand ich auch sehr interessant in der Phase.
Ich habe mich immer für die Interessen der Menschen eingesetzt und das habe ich jetzt auch gemacht. Wie gesagt, man muss nicht oben irgendwo schwimmen. Viele sagen: „Naja, Geschäftsführerin“, so hieß es ja dann. So, ich habe mich selbst bereit erklärt, die Gebäudereiniger zu bearbeiten. Das heißt also in dem Bereich Gebäudereiniger Mitglieder zu werben, Probleme aufzunehmen, den Frauen und Männern zu helfen. Da war ich mir nie zu fein. Andere würden sagen: „Ich bin Geschäftsführer. Mach´ ich nicht!“ Also solche Sachen. Ich könnte nicht sagen, dass das mich irgendwie verändert hat, oder so. Wie gesagt, meine Devise ist: Immer für den Schwächeren zu kämpfen. So und das habe ich in meiner Funktion dort gemacht, im Interesse der Mitglieder und natürlich auch im Interesse der Gewerkschaft als Ganzes.
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Regina Klefler wurde am 7. Juni 1948 in Vetschau im Spreewald geboren. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule in Burg erlernte sie den Beruf der Handelskauffrau. Nach verschiedenen beruflichen Tätigkeiten schloss sie 1974 ein Fernstudium an der Fachschule für Binnenhandel Dresden mit dem Abschluss als Dipl. Ing. FH BWL ab.

Nach ihrem Studium war Klefler als stellvertretende Leiterin der Abteilung Planung und Abrechnung im Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat (SBTK) Gera beschäftigt. Von 1984 bis 1990 fungierte sie dort als Vorsitzende der Kombinatsgewerkschaftsleitung. Bis zu ihrer Pensionierung 2009 hatte sie seit 1990 leitende Funktionen in den Gewerkschaften IG Bau-Holz, IG Bau-Steine-Erden und IG Bau-Agrar-Umwelt in Gera inne.

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