Nun war ich also Sekretär, das heißt also, man hat mir zugemutet, dass ich auch in die Betriebe gehen kann, um die Beschäftigten zu betreuen. Das heißt, ich war zuständig dann für die Betriebe der Süßwarenindustrie und der Zigaretten- und Tabakindustrie in Berlin sowie für die Milch... Milchindustrie und natürlich für Frauen und Jugend. Das war ja mein Feld von Hause aus. Und zu der Betreuung der Betriebe gehörte natürlich, häufig in die Betriebe zu gehen, sowohl sich die Einrichtung anzusehen, die Arbeitsabläufe kennenzulernen und zu wissen, wie man das zu ... die zu beurteilen hat, als auch Verhandlungen zu führen mit den Geschäftsleitungen oder Tarifverhandlungen zu führen und auch auf den Betriebsversammlungen aufzutreten und zu sagen, wofür die Gewerkschaften stehen. In meiner ganzen Tätigkeit, die ich in Berlin als Sekretär bis 1970 durchgeführt habe, habe ich eigentlich alle Betriebsversammlungen, wenn’s nur irgend ging, besucht und nach dem Betriebsverfassungsgesetz sollten ja die Betriebsversammlungen seinerzeit viermal im Jahr stattfinden. Ich weiß, dass sie heute manchmal nur einmal im Jahr stattfinden, vielleicht mal zweimal, aber ganz selten wird das vielleicht so genau genommen, wie es mal ursprünglich vorgesehen war. Und ferner ist es nicht immer üblich, dass die Gewerkschaftssekretäre dort sind, oder vielleicht anwesend sind, aber nicht immer sprechen. Ich hielt es aber für ein sehr gutes Instrument, eine Gelegen…. die Gelegenheit zu nehmen, um zu den Beschäftigen zu sprechen und ihnen zu sagen, wofür die Gewerkschaften jeweils eintreten. Natürlich musste man dabei das Betriebsverfassungsgesetz achten. Es ... Man konnte jetzt keine politische Werbung betreiben. Man konnte nicht für irgendeine Partei sprechen, sondern man sollte darüber sprechen, was eventuell die gesetzlichen Regelungen für Auswirkungen auf den Betrieb haben, oder welche Rechte ein Betriebsrat hat, um die Anliegen der Beschäftigten zu unterstützen. Darüber konnte man reden, oder man konnte auch sprechen über den grade abgeschlossenen Tarifvertrag, um den zu erläutern. Und das finde, ist doch sehr wichtig, damit die Leute auch wissen, wie das eigentlich funktioniert und woher das kommt. So Verträge kommen ja eben nicht vom Himmel, sondern die werden ja schwer verhandelt und manchmal über längere Zeiten, bis sie zum Abschluss führen. Man muss auch sagen, warum das eine oder andere nicht gelingt, damit man weiß, wofür man das nächste Mal eintreten muss. Das sind ja alles Dinge, die man doch schon etwas den Beschäftigten nahe bringen muss und deswegen finde ich Betriebsversammlungen als eine ganz besonders wichtige Angelegenheit. Und das habe ich während meiner Tätigkeit auch immer so beibe... beibehalten. Bei Tarifverhandlungen war es natürlich der Zuständigkeit des Landesbezirksvorsitzenden überlassen, diese zu führen, und als Sekretär war man mit dabei und machte die Vorarbeit, hat also die Berechnungen angestellt, wie die Entwicklung der Industrie in Zahlen aussieht, was kann man eventuell erreichen oder was sollte man erreichen, dann aber natürlich auch die einzelnen Lohngruppen zu ... anzusehen und dabei ging es ja nun erst mal um den Frauenlohn. Da bin ich also dann mit dem ... mit dem Problem des Frauenlohns in Berührung gekommen. Die Frauenentlohnung ist leider bis zum heutigen Tag nicht zufriedenstellend gelöst, aber seinerzeit sah also ein üblicher Tarifvertrag in den Industrien, nicht nur bei Süßwaren- und Zigarettenindustrie oder anderen Betrieben der Nahrungsmittelindustrie, sondern generell so aus, gelernt, angelernt, ungelernt, Frauen. Der Frauen … der Lohn für Frauen war ein Sammelbegriff für alle Tätigkeiten, ganz egal, wie qualifiziert die waren. Frauen bekamen einfach von Hause aus weniger als alle anderen. Und die Differenzen zwischen den letzten, also dem ungelernten Lohn und dem Frauenlohn, konnte durchaus 30, 35 % betragen. Heute ist man ja nach wie vor unzufrieden, weil die Differenz immer noch 20 % etwa beträgt. Es ist also ein kleiner Schritt voran, aber dieser kleine Schritt beruht nicht nur darauf, dass wir die Frauenlöhne generell mit der Zeit abschaffen konnten und ersetzen konnten durch Tätigkeitsmerkmale, sondern auch durch die Erläuterung, wie Tätigkeitsmerkmale zu beurteilen sind und zu gewichten sind. Das allerdings kam erst später in meiner Laufbahn, als ich Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes wurde.