Werner Dick

Gewerkschaft Leder
Gewerkschaft Leder
Video 1 – 3:04
Akkordarbeiti
Betriebsrati
Arbeitsrechti
Jugend- und Auszubildendenvertretungi
Duales Ausbildungssystemi
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Video 2 – 4:41
Ehrenamti
Tarifverhandlungi
Video 3 – 4:01
Nelkenrevolutioni
Internationale Gewerkschaftsorganisationeni
Sozialer Dialogi
Arbeitgeberi
Ich bin dann 1950, das war im August, bin ich dann zur Lehre als Steinabrichter hier in den örtlichen Steinbruch gegangen, um meine Arbeit dort aufzunehmen. Ich … Diese Arbeit war natürlich körperlich anstrengend und hat mir aber insofern keine besonderen Schwierigkeiten bereitet, weil ich ja diese Arbeit von zu Hause schon gewohnt war. Ich konnte als junger Bub schon mit 12, 13 Jahren mitmähen. Das musste man schon lernen und das hat auch Kraft gekostet und im Steinbruch haben wir zunächst die einfachsten Dinge vermittelt bekommen. Ich habe am Anfang monatlich 33 DM bekommen als Ausbildungsvergütung, habe aber dann nach drei, vier Monaten festgestellt, als ich das alles mal gerechnet habe, was ich da geleistet habe, dass ich also schon über … weit über 100 Mark an Arbeit geleistet habe, sodass ich also schon mit 14 Jahren nachher im Akkord gearbeitet habe. Es ist nicht bei dieser Arbeit selbst geblieben, sondern ich bin in den Betrieb in der Firma Eiserfelder Steinwerke, so nannte sich die Firma, bin ich Jugendvertreter geworden mit etwa 16 Jahren. Ich bin mit 15 Jahren in die Gewerkschaft Bau-Steine-Erden eingetreten und habe als Jugendvertreter schon an den Sitzungen des Betriebsrates teilgenommen, und ich habe mich also auch am Ort hier engagiert, habe eine Jugendgruppe der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden gegründet und die hatte so ungefähr 20 Teilnehmer aus dem Ort. Es waren lauter Jungens. Wir haben eine Fahrradtour an die Mosel unternommen. Wir haben hier im Saal Born eine Tischtennisplatte aufgestellt und das hat also alles großen Zuspruch bekommen, und ich war da mit 16, 17 Jahren war ich also Leiter dieser Jugendgruppe und habe mich also auch außerhalb des Ortes gewerkschaftlich betätigt. Ich war Jugendleiter der Verwaltungsstelle Kusel der IG Bau-Steine-Erden, hatte dann auch eine Funktion im DGB als Kreisjugendleiter und hab mich also in der Jugendarbeit dort sehr früh engagiert und das gesellige Miteinander war mit im Vordergrund gestanden. Wir haben uns aber auch mit inhaltlichen Themen beschäftigt, insbesondere wenn es also darum geht, das Arbeitsrecht im Einzelnen zu besprechen und um viele andere Dinge.
1980 scheidet der damalige Vorsitzende aus in Stuttgart, der Kollege Helmut Teitzel, mit dem ich also befreundet war, rückt nach als Vorsitzender und er hat also sein Personal neu bestellt und hat mich gefragt, ob ich also nicht nach Stuttgart kommen wollte in die Hauptverwaltung als Tarifsekretär mit der Option, in eins, zwei Jahren Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes zu werden. Wie gesagt, ich stand wiederum vor der Situation, gebe ich jetzt all meine ehrenamtlichen Tätigkeiten auf einschließlich der Bindung am Ort, oder ich gehe einen Weg, der also auch für die zukünftige Entwicklung erfolgversprechend war, so will ich das einmal sagen. Ich hab mit meiner Frau darüber länger gesprochen, weil das war doch eine Entscheidung von größerer Tragweite, obwohl mir der damalige Vorstand gesagt hat, mit deinem Umzug kannst du dir noch Zeit lassen. Mir war aber klar, wenn ich also eine führende Rolle bei der Gewerkschaft Leder beim Vorstand spielen sollte, dass ich dann auch vor Ort in Stuttgart sein sollte, wo sich der Sitz des Hauptvorstandes ja entsprechend befunden hat. Insofern war das also eine Richtungsentscheidung in verschiedener Hinsicht. Die Arbeit selbst hat mich gereizt, aber die Folgen waren also ... waren also auch sicherlich schwierig und nicht einfach zu verkraften. Also meine Frau hat dann unmissverständlich mir gesagt, wenn ich das wolle, soll ich das tun, sie würde also diese Entscheidung mit tragen und hat also vorbehaltlos hat sie mir dann den Rücken freigehalten und freigemacht. Ich hab mich dann, ums kurz zu sagen, für diese Position, für diese Funktion als Tarifsekretär bei dem Hauptverwaltung … beim Hauptvorstand in Stuttgart entschieden, habe diese Funktion im Jahre 1980 angetreten, ich glaube, es war im August 1980, musste mich dort noch ein bisschen einarbeiten, aber solange war ich ja nicht von der Gewerkschaft Leder weg, sodass ich die Arbeit selbst konnte. Helmut Teitzel, der damalige Vorsitzende, hat mich an der langen Leine gehen lassen. Er hat mir gleich oder in relativ kurzer Zeit viele Bereiche für die Tarifarbeit übertragen, auch größere Bereiche wie zum Beispiel das Firmenimperium der Firma Freudenberg in Weinheim, das hat zu unserem Bereich gehört. Dort hatten wir Firmenverträge, das war auch für die Organisation wichtig, also ich hab im zweiten Jahr schon dort die Verhandlungen verantwortlich geführt und bin eigent… bin eigentlich, nachdem ich vorher im Grunde genommen doch ganz überwiegend organisatorische Arbeiten erledigt hatte, bin eigentlich mit der Tarifarbeit gut zurechtgekommen. Diese Tarifarbeit ist sicherlich das härteste Geschäft, was die Gewerkschaft zu vergeben hat, aber es hat natürlich auch für die Akteure selbst den großen Vorteil, dass ihre Arbeit messbar sind. Im Guten wie im Bösen natürlich. Und in den Tarifverhandlungen gab es natürlich einige Grundsätze, die man schon beachten musste. So ging das beispielsweise los mit der Aufstellung der Tarifforderung. Man musste als Verhandlungsführer schon darauf achten, dass die Höhe, die Quantität der Forderungen, dass die also noch halbwegs im Einklang mit dem zu erwartenden Ergebnis stehen. Das war nicht immer einfach. Es hat also schon Kolleginnen und Kollegen gegeben, die geradezu uferlos gerne Forderungen dort erhoben hätten, aber das musste in der Tarifkommission verkraftet und in Verhandlungen musste das auch erreicht werden. Also man musste in der eigenen Organisation dafür sorgen, dass man, ich will’s mal sagen, eine realistische, eine realistische Forderung auf den Weg gebracht hat.
Wir haben da unter zwei Fixpunkten gelebt. Hier in der Bundesrepublik Deutschland haben wir bei Lohn und auch bei anderen Dingen mit am untersten Ende der Tabelle gelegen, während wir im internationalen Vergleich vorne waren. Ich komme da jetzt auf eine Tätigkeit zurück, die sich im internationalen Bereich abspielt. Ich bin von 1985 15 Jahre Vorsitzender der Internationalen Gewerkschaft für die Textil- und Bekleidungsarbeiter gewesen, war also Vizepräsident dieser Internationalen Gewerkschaft für die Textil- und Bekleidungs- und Lederarbeiter, und ich war auch Vizepräsident in Europa für die gleiche Organisation. Eine weitere Aufgabe hatte ich zeitweise, ich war Sprecher des sozialen Dialoges in Brüssel für die Schuhfabrikarbeiter und habe also dort diese Gespräche koordiniert. Es gibt ja keine Tarifverträge auf der Ebene der Europäischen Gemeinschaft, aber wir hatten mit den Gewerkschaften und mit den Arbeitgebern einen sozialen Dialog in Brüssel und außer Entschließungen und ähnliche Dinge sind wir eigentlich dort nicht so recht vorangekommen, weil eben die Grundlagen der wirklichen Zusammenarbeit, was mit Leistungen für die Arbeitnehmer zu tun hatte, weil die haben uns dort gefehlt. Die Internationale der Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter hat ihre Stärken in Europa und in Nordamerika. Die Organisation hat so ungefähr 250 Mitgliedsorganisationen weltweit mit ungefähr 10 Millionen Arbeitnehmern. Ich habe mir auch die Produktionsbedingungen beispielsweise in Südkorea angesehen, oder wir haben im internationalen Bereich nach der Nelkenrevolution in Portugal haben wir die Gewerkschaften dort unterstützt. Ich war oft an Wochenenden in Porto, also in der Nähe von Porto und habe also die Gewerkschaften dort bei Seminaren unterstützt und habe auch bei der organisatorischen Aufbauarbeit dort Mithilfe geleistet. Wir haben, wie gesagt, von Amerika und von Nordamerika und insbesondere von Europa die Organisationen im Fernen Osten, die große Produktionsstätten liegen ja dort, was also Leder- und Textilbereich geht, zum Beispiel werden über ... über 60 % der Schuhe, die wir heute tragen, werden in China, werden dort produziert, 17 % werden in Vietnam gemacht, also dass nur noch ein relativ kleiner Bereich für die deutsche Produktion da ist. Vielerorts gibt es nur noch die Namen, die Produktion ist ausgelagert worden und insofern hat also die internationale Tätigkeit sicherlich eine gewisse Rolle gespielt, aber ob Bangladesch oder andere Nationen, sind die Gewerkschaften einfach zu schwach, um in der Tat sich gegen diese miserablen Arbeitsbedingungen, über diese sehr bescheidenen Einkommen entsprechend wehren zu können. Die internationale Tätigkeit war natürlich hochinteressant für mich, für meine Arbeit, aber ich muss sagen, die Erfolge haben sich in Grenzen gehalten, wenn es darum ging, das ganze Niveau insgesamt auch nach oben zu befördern.
Herunterladen Drucken

Werner Dick wurde am 30. Mai 1936 in Bedesbach/Pfalz geboren. Nach der Volksschule machte er eine Lehre zum Steinabrichter. Schon mit 15 Jahren trat er in die Gewerkschaft Bau-Steine-Erden ein und wurde 1953 Jugendgruppenleiter in Bedesbach. Nach verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen wurde Dick 1963 hauptamtlicher Funktionär im Bereich der bundesweiten Mitgliederwerbung.

1965 wechselte Dick zur Gewerkschaft Leder, wo er zunächst ebenfalls für Mitgliederwerbung zuständig war. Anschließend wurde er Sekretär für die Gewerkschaft in Pirmasens, 1976 Bezirksleiter für Rheinland-Pfalz/Hessen/Saarland und 1979/80 Vorsitzender des DGB-Kreises Westpfalz. 1980 wechselte er als Tarifsekretär der Gewerkschaft nach Stuttgart. Ab 1983 war Dick im Geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft Leder, zunächst als zweiter, ab 1985 dann als erster Vorsitzender. Besondere Herausforderungen in seiner Zeit als Vorsitzender waren die Schaffung gemeinsamer demokratischer Gewerkschaftsstrukturen nach der Wiedervereinigung und die Fusion der Gewerkschaft Leder mit den Gewerkschaften IG Chemie-Papier-Keramik und IG Bergbau und Energie zur neuen IG Bergbau, Chemie, Energie im Jahr 1997.

Parallel zu seiner Arbeit für die Gewerkschaft Leder war Dick Mitglied im DGB-Bundesvorstand, außerdem stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Salamander AG. Zudem engagierte sich Dick als Vizepräsident der internationalen Gewerkschaft der Textil-Bekleidungsarbeiter und Lederarbeiter von 1985 bis 2000. Seit 1964 SPD-Mitglied, saß er mehrere Jahre in Pirmasens im Stadtrat.

Herunterladen Drucken