Wolfgang Weber

IG Bergbau und Energie
IG Bergbau und Energie
Video 1 – 7:06
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)i
Video 3 – 2:05
Aufsichtsrati
Treuhandi
Ich wurde in Berlin-Lichtenberg am 08.05.1950 geboren und habe die Zeit meiner Jugend in diesem Stadtbezirk in der alten Wohnung, in der Deutschmeisterstraße verbracht. Meine Mutter ist gelernte Apothekenhelferin gewesen. Sie stammt aus Königsberg, war ein uneheliches Kind eines Juden und hatte während der Zeit des Zweiten Weltkrieges da drunter zu leiden. Deshalb konnten meine Eltern auch erst nach 1945 heiraten. Mein Vater hat zwei Kriege erlebt. Er ist 1899 geboren gewesen, ebenso in Berlin. Unsere Vorfahren stammen aus Torgau und sind durch den preußischen König, damals noch, nach Berlin zur Versorgung der Stadt geladen worden. Das waren alles Bauern gewesen, im Vorfeld. Mein Vater war der erste, der sich für Technik interessiert hat und hat Werkzeugmacher gelernt. Ja, meine Kindheit habe ich verbracht, im Kindergarten, so wie es üblich war. Das war für mich eine schöne spannende Zeit, für die Erzieher wahrscheinlich etwas weniger. Ich war eben ein echter Berliner Junge mit ein bisschen Blödsinn im Kopf, so wie sich das auch gehört und war ganz toll. Eingeschult wurde ich in die damalige Grundschule, die 4. Grundschule Lichtenberg, das war dicht am Rathaus, in der Rathausstraße. Ich habe dort die ersten drei Schuljahre verbracht. Meine Mutter war verstorben, 1957, und das führte dann noch zu ein paar Schwierigkeiten, die bedingt waren, darin, dass ich (...) sehr weit mit selbst überlassen war. Mein Vater hat den Bus gefahren, im Zentralhaus der Jungen Pioniere, war dadurch oft unterwegs und ja, wie dann so die Jungs so sind. Ich kam dann zwei Jahre ins Kinderheim, in die Königsheide. Das war für mich eine fürchterliche Zeit, nicht bloß aufgrund der vielen Schlafsäle, sondern der verschiedenen Zwangssituationen, die wir dort hatten, und im Alter von neun Jahre ist das natürlich schon bewusst eingedrungen. Ja, dann kam ich wieder raus, aus dem Heim. Die Familie hat uns Versorgung organisiert, das heißt meine Tante, mein Onkel, mein Vater, die haben sich dort alles so eingeteilt, das ging so. Ich habe eine Schwester, die ist zwei Jahre älter, wie ich. Die dritte Schwester, die nochmal zwei Jahre älter gewesen wäre, ist leider früh, aufgrund der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, verstorben, an einer Kinderkrankheit, die ja heute überhaupt nichts mehr ausmacht, aber gut ... Ja, Grundschule: Dann wurde die Schule umgewandelt, 4. Schule Lichtenberg, bin ich wieder zurückgekommen. Meine Leistungen waren in der Schule dann bedeutend besser, weil man hat sich einfach am Riemen gerissen, damit man die Situation im Heim nicht mehr erlebt. Ja, ich war zu der Zeit, bis ich ins Heim kam, bei den Jungpionieren, das war so üblich gewesen. Als Kind hat man da sich überhaupt gar keine Gedanken gemacht, dazu. Ja, wie ich aus dem Heim rauskam, war für mich das Thema da erledigt. Ich hatte einen Freundeskreis, mit denen ich mich abgegeben habe und habe dann die zehnte Klasse an dieser Schule nachher absolviert, habe mir selbst eine Lehrstelle besorgt. Ich wollte Autoschlosser werden, war beim Kraftfahrzeugdienst in der Josef-Orlopp-Straße, habe dort meine Ausbildung gemacht. Ich wurde während der Zeit ziemlich schwer krank, eine Gelbsucht, eine ansteckende, durch meine Schwester übertragen, die im Kindergarten gearbeitet hat. Ja, dann kam erst mal die Arbeit: Ich habe ein paar Jahr beim IFA-Vertrieb gearbeitet, in Altfriedrichsfelde. Dann kam die Armeezeit. Widerwillig bin ich dorthin. Ich war zu der Zeit frisch verheiratet, hatte ein Kind. 18 Monate Wehrdienstzeit war für mich eine Katastrophe. Ich bin so ein Mensch der ungern Befehle ausführt, weil ich es gewohnt war, selbst nachzudenken, und das war bei der NVA ziemlich kompliziert. Ja, 18 Monate Scheidung, wieder nach Hause gekommen, arbeiten gegangen. Beim IFA-Vertrieb war ich finanziell an der Obergrenze angekommen, mehr Geld verdienen konnte ich nicht. Ich habe danach, das waren etwa 780 DDR-Mark, ja ich habe nach Wegen gesucht, um mehr Geld zu verdienen, weil junge Menschen Wünsche haben, die sie sich gerne erfüllen wollen. Dazu gehörte bei mir ein Motorrad. Da hat es gerade so für gereicht, für ein gebrauchtes, eine ETS, 250 Kubik, schöne Auslandsfahrten habe ich mit gemacht, toll. Gut, dann habe ich angefangen, bei der Energiewirtschaft, das war Anfang ... also vor ´75 war das, ich weiß es nicht mehr genau, aber ziemlich dicht an ´75 ran. Ich habe angefangen im Verbundnetz Elektroenergie und bin dort dann, das erste Mal mit der Energiewirtschaft in Kontakt gekommen. Ich habe damals als Kraftfahrer gearbeitet und aufgrund meiner Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit hat man dann, mich ganz schnell zum Fahrer des Werkdirektors gemacht. Ja, (...) parteimäßig hat man versucht mich einzufangen, bei der SED, das hat nicht geklappt, habe ich abgelehnt.
Die Zusammenarbeit mit der Westorganisation Bergbau-Energie, das hat uns von Anfang an gezeigt, das war ein kameradschaftlicher, vernünftiger Umgang, der zielorientiert funktionierte. Wer gibt denn so viel Geld aus, Berater und Betreuer bereitzustellen, wenn er nur auf eine Mitgliederfrage zielt. Ja, das kann man anders machen. Das kann man so machen, wie das die ÖTV damals gemacht hat. Die haben es ja ganz anders gehandhabt. Aber ihre Sache haben sie zu verantworten vor der Geschichte, ist nicht mein Ding, ich habe es nicht zu bewerten. Wir sind bewusst, richtigerweise diesen Weg gegangen, mit der Kooperationsvereinbarung, die dann in der Fusion ja geendet hat. Auch der Weg, die Mitgliederentscheidung herbeizuführen, der war ja richtig. Es war nur der schwierige Punkt, wie macht man das, weil, wegen der Kostenfrage, dass zu etwas kostengünstig passiert, und das haben wir dann über die Mitgliederzeitung ja gemacht, die ja jedes Mitglied gekriegt hat, wo wir auch Rückmeldungen hatten, dass die angekommen sind, in allen Strukturen, wo dann ja die Frage aufgemacht wurde: „Wer bis zum Stichtag nicht widerspricht, ist diesen Weg bewusst mitgegangen!“ Ja, so war es ja formuliert in der Zeitung, und das war der einzige richtige Weg. Anders hätte es Kosten verursacht, die man ... man braucht ja bloß an Porto denken, nur an Porto, das hätte zu dem Zeitpunkt, uns das Genick gebrochen, denn wir hätten ja als Organisation unsere eigene Mitgliedschaft wieder bezahlen müssen, also diese Aufwendungen bezahlen müssen, das wäre Mumpitz gewesen, dann hätten wir das Geld zum Fenster rausgeworfen. (...) War nicht einfach, auch die Diskussion da, mit allen Beteiligten, das war ... Ich kann mich an Details da gar nicht mehr so dran erinnern, aber es gab da immer wieder Diskussionsprobleme zu den unterschiedlichsten Fragen, ja. Aber das ist auch ein völlig normaler Vorgang bei einer Fusion, da muss man das zusammenraufen, und ich sage es heute, es war an manchen Stellen mit harten Bandagen darum gerungen worden, da wurde nicht auf Einzelheiten und auf Einzelne da Rücksicht genommen dabei, jetzt vom hauptamtlichen Apparat, aber das ist auch richtig, denn wenn der Apparat sich mit sich selber beschäftigt, verlieren die, die so eine Organisation bezahlen, mit ihrem Beitrag und das durfte nicht sein, das durfte nicht sein.
Wir haben viele, viele Sachen über diese Wege, als Gewerkschafter erreichen können, die sonst katastrophal zu großen, großen wirtschaftlichen Brüchen geführt hätten, zu sozialen Brüchen, an denen wir kaputt gegangen wären, als deutsche Gesellschaft. Wo ich da dran denke, Kali und Salz, ein Beispiel: Ohne das gemeinsame Wirken innerhalb der Strukturen der Treuhandanstalt und der Politik, wäre das schlimmer ausgegangen, wie es dann ausgegangen ist. Klar werden auch die Leute, die da ihre Arbeitsplätze losgeworden sind, da niemals dazu klatschen. Aber es wurden Übergangswege jetzt aufgezeigt und formuliert und durchgesetzt, die dann dazu führten, dass die Menschen sich umorientieren konnten. Natürlich muss man dann auch auf so einen Zug aufsteigen und mitfahren, wenn ich dann am Bahnhof stehen bleibe und sage: „Der fährt nicht in die Sonne!“, dann werde ich da nicht mitgenommen. Wir haben die ganze Strukturveränderung der Energiewirtschaft, der Stromwirtschaft, haben wir begleitet. Ich kann davon reden, Märkische Energieversorgung, das war der größte der ostdeutschen Energiebetriebe. In dem war ich in Verantwortung, als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, als Gewerkschafter, um dafür Sorge zu tragen, dass der Prozess so abläuft, wie er eben dann abgelaufen ist, nämlich ohne soziale Brüche. Da ist keiner zum Arbeitsamt gegangen, von der gesamten Palette der Mitarbeiter, ja, da ist keiner entlassen worden, die sind bis zum Ruhestand begleitet worden.
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Wolfgang Weber wurde am 8. Mai 1950 in Berlin-Lichtenberg geboren und besuchte bis 1966 eine zehnklassige Oberschule. Nach einer Lehre zum Kfz-Schlosser und seinem Grundwehrdienst bei der NVA arbeitete er als Kraftfahrer und Fuhrparkleiter.

Von April bis Mai 1990 war er ehrenamtliches Hauptvorstandsmitglied der IG Bergbau, Energie und Wasserwirtschaft und anschließend dort Büroleiter beim geschäftsführenden Vorstand.

Im November 1990 wurde Weber Bezirksleiter der IG Bergbau-Energie in Berlin und übernahm seit 1997 bis zu seinem Ruhestand die Funktion des stellvertretenden Bezirksleiters bei der IG Bergbau, Chemie, Energie in Berlin. Weber ist seit Anfang der 1990er Jahre Mitglied der CDU.

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